JOHANNES CALVINUS

(eigentlich Jean Cauvin, später Calvin)

geb. 10. Juli in Noyon in der Picardie

gest. 27. Mai 1564 in Genf

 

Reformator in Genf und Straßburg. Er studierte in Paris und Orléans Rechte, dann in Paris Sprachen. Seit 1535 weilte er mit Unterbrechung in Basel, wo er 1536 seine berühmte "Unterweisung in der Christlichen Lehre" vollendete, die "bedeutendste Dogmatik seiner Zeit". Philosophisch ist er vom Renaissanceplatonismus beeinflußt, kennt auch Augustin und die Patristiker. In seiner Theologie betont er mehr den organisatorischen Zweck der Kirche und den gesetzlichen Anspruch der Hl. Schrift, besonders des Alten Testaments, wie er auch seine Reformation in Genf gleichsam auf dem Verwaltungswege betrieb und vor härtesten juristischen Sanktionen gegen Widersacher nicht zurückschreckte. Die von ihm inaugurierte Geistesströmung des Calvinismus mit ihrer "innerweltlichen Askese" hat in ganz Europa und vor allem auch in Amerika zahlreiche Anhänger gefunden und ist von Max Weber als Wurzel des kapitalistischen Wirtschaftssystems angesehen worden.

Hauptschrift: Institutio Religionis, Basel 1536 (2. Aufl. 1539, französisch 1541).

Ausgaben: Genf 1617 in 12 Bdn.; Amsterdam 1667-91 in 9 Bdn. (ed. Schipper); Corpus Reformatorum, Ausgabe von Baum, Reuß und Cunitz in 59 Bdn., 1869-1900; Auswahl: Opera selecta, hsgg. von Barth, Niesel und Scheuner in 5 Bdn., 1926.

Literatur: F. Wendel, Calvin, 1950 (mit Bibliographie); C. Calvetti, La filosofia di Giovanni Calvino, 1954; A. Erichson, Bibliographia Calviniana, Catalogus chronologicus Operum Calvini, Berlin 1900 (ND Nieuwkoop 1950 u. 1960); W. Niesel, Calvin-Bibliographie 1901-1959, 1961; A. Perrot, Jean Calvin et la science genevoise / Alain Perrot, Genf 1996; I. Werner, Calvin und Schleiermacher im Gespräch mit der Weltweisheit : das Verhältnis von christlichem Wahrheitsanspruch und allgemeinem Wahrheitsbewußtsein, Diss. Wuppertal 1998/99; B. Cottret, Calvin: eine Biographie. Aus dem Franz. von W. Stingl, Stuttgart 1998; A. N. S. Lane, John Calvin, student of the church fathers, Edinburgh 1999.

 

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