b. Yomeigaku bzw. Lehre des (Wang) Yang-ming 16.gif (1231 bytes)).

Die Yomeigaku schließt sich an die weiterentwickelte idealistische Lehre des wohl bedeu-tendsten chinesischen Neokonfuzianers Wang Yang-ming   (1473-1529, japan.: O Yomei) auch Wang Shou-ren und Wang Po-an (japan.: Boan) genannt, an, die sich ihrerseits kritisch gegen Zhu Xi wendete. Wang Yang-ming war Provinzgouverneur und Militärstratege, der die konfuzianische Theorie mit der Praxis zu verbinden wußte und mit allem Nachdruck die "Einheit von Handeln und Erkennen" vertrat. So wurde er in Japan zum vorbildlichen Samurai-Philosophen, weshalb sich die Yomei-Lehre auch besonders in den Kreisen des Militäradels verbreitete. Sie ist ein "transzendentaler Idealismus", in welchem alle Erkenntnis als ein "Nach-außen-Wenden der eingeborenen Ideen" aufgefaßt wird. Diese eingeborene Erkenntnis, Ryo Chi
(, chines.: Liang Zhi) wird ihrerseits als Wirkung und Entfaltung der Himmelsidee, Tenri , angesehen.

Hauptvertreter der Yomeigaku sind:

Nakae Toju (1608-1648). Er war zunächst zum Samurai erzogen und in der Shushigaku ausgebildet worden, bis er mit 27 Jahren auf eine Schrift des O Yomei (Wang Yang-ming) stieß und dessen Lehren übernahm. Er verstand sie, auch Motive des Shinto aufnehmend, als Pantheismus: Gott als ideelles Wesen ist die ganze Welt, somit auch in uns selbst und in jedem noch so kurzen Augenblick anwesend. Man hat ihn daher später den "japanischen Spinoza" genannt. Ausgabe der Gesammelten Werke Nakaes, Tokio 1940.

Kumazawa Banzan (1619-1691) hat vor allem durch seinen ethischen Unterricht in Edo (heute Tokio) für die Verbreitung der Yomeigaku gewirkt. Werkausgabe Tokio 1941.

Oshio Chusai (1794-1837) war zunächst Polizeiinspektor in Osaka, bis er sich ausschließlich der Verbreitung der Yomeigaku widmete. Er betonte insbesondere die Gleichwertigkeit von Natur und Mensch im Sinne eines Makro-Mikrokosmosdenkens. Hauptwerk: Senshindo Sakki, Tokio 1940.

Sato Issai (1772-1859) bildete an der Samuraischule in Edo eine ganze Generation von Konfu-zianern aus, die nachmals in der Meiji-Restauration politisch wirkten. Hauptwerk: Genshi Shiroku, Tokio 1935).

Literatur: Shimada Kenji, Die neokonfuzianische Philosophie. Die Schulrichtungen Chu Hsis und Wang Yang-mings, Hamburg 1979; Klaus Kracht, Studien zur Geschichte des Denkens im Japan des 17. bis 19. Jahrhunderts. Chu-Hsi-konfuzianische Geist-Diskurse, Wiesbaden 1986.

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