Idee und Intention
 
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Lehrbücher haben traditionell die Aufgabe der Sichtung, Bündelung und didaktisch optimal aufbereiteten Zurverfügungstellung von Basiswissen. Sie müssen die Komplexität wissenschaftlicher (Teil-)Disziplinen auf ein für Anfänger und Einsteiger zumutbares Maß reduzieren. In diesem Sinne soll ein Lehrmodul zur Jugendforschung entwickelt werden, das bundesweit - und in einem späteren Entwicklungsschritt europaweit - in der Lehrerbildung, im Sozialpädagogik-Studium, in der Jugendsoziologie und -psychologie sowie in den einschlägigen Berufsfeldern eingesetzt werden kann.
Im Unterschied zu einem traditionellen Print-Lehrbuch soll die Erarbeitung und regelmäßige Pflege eines Online-Lehrbuchs den kurzen Halbwertszeiten der Forschungsergebnisse und dem großen Tempo der gesellschaftlichen Entwicklungen gerade im Bereich der Jugendkultur Rechnung tragen. Außerdem sollen die Möglichkeiten und Chancen nutzbar gemacht werden, die sich aus multimedialen Lernumgebungen ergeben.

Bewußt wird dabei ein Kompromiß zwischen dem technisch möglichen und dem praktisch sinnvollen Medieneinsatz favorisiert. Denn die Berücksichtigung der Hardware-Ausstattung auf der Seite der potentiellen studentischen Nutzer ist eine wichtige Bedingung dafür, daß die Multimediaoffensive tatsächlich Schubkraft erlangt. D.h. daß z.B. auf die Erstellung von Video-Lectures verzichtet wird, da hier der große Aufwand hinsichtlich der Speicher- und Übertragungskapazitäten, damit letztlich auch der finanzielle Aufwand potentieller Nutzer in keinem Verhältnis zum erreichbaren praktischen Mehrwert steht. Das Online-Lehrbuch soll demgegenüber in seiner Grundstruktur hypertextbasiert sein und fallweise Audiodateien (Hörtexte) einbeziehen. Die Verlinkung mit Bildquellen, Video- oder Audio-Streams anderer Netzadressen gewährleistet dennoch echte Multimedialität. Anders als etwa aufwendige Teleteaching-Vorlesungen kann u.E. nur ein solch realistischer Technikeinsatz tatsächlich zu einer Veralltäglichung des Einsatzes neuer Medien in der Hochschullehre führen.

Das Lehrbuch bleibt trotz der multimedialen Möglichkeiten des Internet textorientiert, um z.B. in ein Online-Seminar oder in ein traditionelles Präsenzseminar integriert zu werden. Uns erscheint es wichtig, die Texte des Lehrbuchs durch eine gute Druckfunktion von der Technik der Browser und Bildschirmauflösungen unabhängig zu halten. Es wird dem Nutzer des Online-Lehrbuchs überlassen, ob er lieber am Bildschirm arbeitet oder es sich mit den Ausdrucken auf der Couch bequem macht.

Die Durchführung von Seminaren und Vorlesungen auf Basis des Online-Lehrbuchs ist ein wichtiger zweiter Schritt, den wir im Sommersemester 2002 zum ersten Mal gewagt haben. Damit ergibt sich eine funktionale Zweiteilung des Projekts: Zum einen steht die Erstellung des individuell zu nutzenden Online-Lehrbuchs im Mittelpunkt; zum anderen die Planung, Durchführung und Evaluation von online-unterstützten Seminaren, die das Online-Lehrbuch als Grundlage einbeziehen.