Veranstaltungen im WS 2003/04

 

Volker Beeh (Germanistische Sprachwissenschaft)
Einführung in die Logik (Vorlesung, 2-stündig)
[anrechenbar: Germ. Sprachwiss., Philosophie]
Mo 9-11
Raum: 23.21/3H

Die Logik und insbesondere die sog. mathematische Logik ist eine wesentliche Quelle für Begriffe, Modelle und Theorien in fast allen Wissenschaften und auch in der Linguistik. Syntax, Semantik und Pragmatik natürlicher Sprachen sind durch und durch von der mathematischen Logik geprägt. Andererseits ist die Logik an sich schon der Inbegriff einer Wissenschaft und zeichnet sich durch Schönheit und Strenge aus. Diese Vorlesung wird die elementare Logik behandeln oder wie man oft sagt: die Prädikaten- oder Quantorenlogik der ersten Stufe. Alle logischen Systeme beruhen auf der Aussagenlogik. Tatsächlich beginnt die Logik erst danach interessant zu werden. Insbesondere gewinnt sie erst mit Prädikaten und Quantoren diejenige Ausdruckskraft, die ihr heutiges Ansehen in vielen Wissenschaften, in Sprachanalyse und Erkenntnistheorie begründet. Diese Vorlesung macht keine anderen Voraussetzungen als die einer gewissen Bereitschaft, sich auf mathematisch-logisches Denken einzulassen. Der Sache nach werde ich mich an Eliott Mendelsons Introduction to Mathematical Logic orientieren (4. Auflage London etc. 1997). Tatsächlich werde ich weit elementarer vorgehen, und die Teilnehmer können auch andere Lehrbücher verwenden. Eine Master-Kopie liegt in meinem Zimmer aus. Nach einem knappen Rückblick auf das erste Kapitel The Propositional Calculus befassen wir uns im wesentlichen mit dem zweiten Quantification Theory (S. 50-153). Im einzelnen geht es um Sprachen, Interpretationen, Erfüllung, Wahrheit, Theorien, Vollständigkeit, Identität, Normalformen. Der Erfolg dieser Vorlesung hängt im wesentlichen von der Vertrautheit mit den Begriffsbildungen ab, die man sich am besten bei regelmäßiger Nach- und Vorbereitung und bei der Bearbeitung von Aufgaben aneignet.


Oliver Beermann (Germanistische Sprachwissenschaft)
Logik für Sprachwissenschaftler (Proseminar 2-stündig)
[anrechenbar: Germ. Sprachwiss., Philosophie]
Mo 16-18
Raum: 23.21/01.41

Der achtzigjährige Kohn hat eine zwanzigjährige Frau. Eines Tages rennt er aufgeregt zum Rabbi: "Rabbi, Rabbi, ein Wunder, ein Wunder. Meine Frau ist schwanger!" Der Rabbi überlegt einen Moment und sagt dann: "Nein Kohn, denk doch, das ist kein Wunder. Denn wenn das Kind von dir ist, dann ist es kein Wunder, und wenn das Kind nicht von dir ist - ist es ein Wunder?"

Der Schluß des Rabbi hat anscheinend die Form Wenn A, dann B; wenn nicht-A, dann B; also B. Hat er richtig geschlossen? Schlüsse beziehungsweise Schlußformen wie diese und die Frage nach ihrer Gültigkeit sind u. a. Gegenstand der Logik. Wir werden uns in diesem Semester auf die einfachste Form der Logik, nämlich die der Aussagen und der Aussageverknüpfungen mit nicht, und, oder und wenn …, dann … beschränken.

Das Seminar richtet sich an Anfänger, setzt also keinerlei Vorkenntnisse voraus. Verlangt wird ausschließlich die Bereitschaft, sich auf das manchmal trockene logische Denken einzulassen. Neben der Arbeit am hergebrachten logischen Stoff werden wir uns gelegentlich spezielle Anwendungen der Logik in der Sprachwissenschaft anschauen.

Für den rein logischen Teil sind die Textgrundlage des Seminars ausgewählte Kapitel aus
JOHN KELLY: Logik im Klartext. München u. a., 2003.


Manuel Bremer (Philosophie)
Berechenbarkeit (Hauptseminar, 2-stündig)
Di 16-18
Raum: 23.21/U1.72

Das Seminar führt in die Grundlagen der Theorie der Berechenbarkeit ein. Im Mittelpunkt steht der Begriff des Algorithmus und Modelle, diesen präzise formal zu erfassen. So soll ein Algorithmus ein Verfahren sein, das nach endlich vielen Schritten zu einem korrekten Ergebnis kommt, wobei jeder Schritt auf denkbar einfachste Elementaroperationen zurückgeführt werden kann. Außerdem sollte es egal sein, wie der Algorithmus implementiert wird (etwa auf was für einer Sorte von realer Rechenmaschine). Die bekanntesten Modelle für entsprechende Rechenmaschinen sind die Turing-Maschine und Registermaschinen. Berechnet werden dabei nicht nur Zahlenfunktionen, sondern "berechnen" meint hier immer auch das Erzeugen/Akzeptieren von Symbolketten einer (formalen) Sprache.

Zugleich bieten diese Modelle eine Leistung von Berechenbarkeit an, mit der sich die Frage stellt, ob es überhaupt etwas geben kann, was sie nicht berechnen können. – Und wenn eine solche Maschine es nicht kann, wieso sollte es ein Mensch können? Das Seminar ist ein Logikseminar im engeren Sinne: Anknüpfend an die Logikkurse des Grundstudium soll ein Lehrwerk zur Berechenbarkeit systematisch (inklusive Übungen) erarbeitet werden: Text: Cutland, Nigel. Computability. Cambridge, 5. Aufl. 1989.
Der Text ist in der UB und FB Mathematik vorhanden. Eine Anschaffung lohnt sich allerdings, sofern noch beziehbar.

Für das nächste Wintersemester ist geplant, das Seminar fortzuführen mit einem Seminar "Berechenbarkeit II", das einführt in die Grundlagen der Komplexitätstheorie (das ist die Theorie des Zeit- und Materialaufwandes einer Berechnung).


James Kilbury (Allg. Sprachwiss./Computerlinguistik)
Einführung in die Computerlinguistik (Proseminar mit Übung, jeweils 2-stündig)
[anrechenbar: Allg. Sprachwiss., Infowiss.]
Mo 14-16 (PS)
Do 9-11 (ÜB)
Raum: 23.21/02.54

Teilgebiet: Computerlinguistik (CL); Basismodul 6 CL, Elementarmodul 6 CL

Teilnehmerkreis: Studierende der Allgemeinen Sprachwissenschaft (Magister, Hauptfach oder Nebenfach) oder Linguistik (B.A., Kernfach oder Ergänzungsfach) im Grundstudium. Computerkenntnisse werden nicht vorausgesetzt, aber der Grundkurs Linguistik sollte zumindest parallel besucht werden.

Inhalt: Ziel der Veranstaltung ist es, einen Überblick über die Computerlinguistik - insbesondere über ihre Ziele und Methoden - zu vermitteln. Die Arbeitsweise der Computerlinguistik wird anhand von Beispielen aus verschiedenen linguistischen Bereichen (Phonologie, Morphologie, Syntax und Semantik) verdeutlicht. Parallel dazu werden Techniken für die formale Repräsentation und automatische Verarbeitung sprachlicher Informationen eingeführt. Die Bedeutung der Computerlinguistik für die Entwicklung praktischer sprachverarbeitender Systeme (etwa für maschinelle Übersetzung, Spracherkennung und automatische Informationsgewinnung aus Texten) wird in der Lehrveranstaltung hervorgehoben. Dabei sollen die praktischen Übungsaufgaben den Zugang zum theoretischen Stoff erleichtern.

Folgeveranstaltungen: Die Veranstaltung schafft die fachlichen Voraussetzungen für alle thematischen Veranstaltungen aus dem Bereich der Computerlinguistik: thematische Proseminare, Hauptseminare und Vorlesungen.

Leistungsnachweis: Zuordnung des Scheins zur Prüfungsordnung: Für Allgemeine Sprachwissenschaft (Magister) ist die Veranstaltung ein "Proseminar Einführung in ein Teilgebiet" im Sinne der Studienordnung und Magisterprüfungsordnung. Für Linguistik (B.A.) ist die Veranstaltung eine "Einführung" innerhalb des Basismoduls 6 (für B.A. Kernfach) und des Elementarmoduls 6 (für B.A. Ergänzungsfach). Art des Scheinerwerbs: Magister ASW, "Leistungnachweis": regelmäßige Teilnahme, Bearbeitung der Übungsaufgaben und schriftliche Arbeit; "Teilnahmenachweis": regelmäßige Teilnahme; B. A. Linguistik, "Abschlussprüfung": regelmäßige Teilnahme, Bearbeitung der Übungsaufgaben und Gespräch; "Beteiligungsnachweis": regelmäßige Teilnahme und kleine schriftliche Leistung.

Empfohlene Literatur: K.-U. Carstensen et al., Computerlinguistik und Sprachtechnologie (2001); D. Jurafsky & J. H. Martin, Speech and Language Processing (2000) [beide Bücher in der Lehrbuchsammlung]


James Kilbury (Allg. Sprachwiss./Computerlinguistik)
Automatentheorie und formale Sprachen (Proseminar mit Übung, jeweils 2-stündig)
Di 11-13
Do 14-16
Raum: 23.21/U1.64

Teilgebiet: Methoden, Computerlinguistik

Teilnehmerkreis: Studierende im Grundstudium Allgemeine Sprachwissenschaft (Magister) oder im Grundstudium Linguistik (B.A.), die die Einführung in die Computerlinguistik besucht haben. Weitere Vorkenntnisse--insbesondere Programmier- und Computerkenntnisse--sind nicht erforderlich, obwohl der bisherige Besuch einer Veranstaltung über Syntax (z.B. "Einführung in die Syntax") von großem Vorteil wäre.

Inhalt: Ziel der Veranstaltung ist es, elementare Kenntnisse über die Theorie von Automaten und formalen Sprachen zu vermitteln. Diese Theorie liefert die mathematische Basis für explizite Definitionen sowohl von Grammatikformalismen als auch von abstrakten Maschinen, die solche Formalismen interpretieren und damit die automatische Analyse natürlicher Sprache ermöglichen. Falls es genügend viele Teilnehmer(innen) mit PROLOG-Kenntnissen gibt, werden Implementierungen einiger Definitionen und Algorithmen in der Übung behandelt.

Folgeveranstaltungen: Seminare über spezielle Themen

Leistungsnachweis: Zuordnung des Scheins zur Prüfungsordnung: Magister Allgemeine Sprachwissenschaft (Haupt- und Nebenfach) Einer von fünf Methodenkursen. Die Methodenkurse bauen nicht aufeinander auf und können daher in jeder beliebigen Reihenfolge besucht werden. Art des Scheinerwerbs: Magister ASW, "Leistungsnachweis" und B.A.Linguistik, "Beteilungsnachweis": regelmäßige Teilnahme an Kurs und Übung, wöchentliche Hausaufgaben

Empfohlene Literatur: (1) Barbara H. Partee et al.: Mathematical Methods in Linguistics, Part E. Dordrecht et al.: Kluwer Acad. Publ., 1990. [ISBN 90-277-2245-5, DM 159,80] leider teuer, aber ungewöhnlich gut; Grundlage für diese Veranstaltung (2) Ralf Klabunde: Formale Grundlagen der Linguistik. Tübingen: Gunter Narr Verlag, 1998. [ISBN 3-8233-4967-8, DM 32,80] leider mit sehr vielen Fehlern; mit Vorsicht zu gebrauchen


Jochen Lechner (Philosophie)
Metalogik, Logik III (Proseminar 4-stündig)
Mo 11-13
Fr 11-13
Raum: 23.21/00.84

Dieses Seminar baut auf den Logikseminaren der letzten beiden Semester auf. Behandelt werden klassische metalogische Fragestellungen: Korrektheit und Vollständigkeit der Aussagen- und Prädikatenlogik, Kompaktheit, Entscheidbarkeit etc. Wer sich schon einmal einen Einblick in die Metalogik verschaffen möchte, sollte zu folgendem Buch greifen:

Geoffrey Hunter, Metalogic, An Introduction to the Metatheory of Standard First Order Logic, University of California Press 1992.


Jochen Lechner (Philosophie)
Theorie und Praxis des Argumentierens II (Proseminar, 2-stündig)
Do 18-20
Raum: 23.21/U1.85
 

Dieses Seminar ist eine Fortsetzung des Seminars vom Sommersemester, ist aber auch für Neueinsteiger geeignet.

Das Seminar wird in drei Phasen ablaufen. In der ersten Phase werden noch einmal die wichtigsten Argumenttypen vorgestellt und ihre Vor- und Nachteile beleuchtet. In der zweiten Phase werden wir Beispiele alltäglichen Argumentierens analysieren und kritisch bewerten. In der dritten Phase werden wir selber argumentieren, indem wir zu vorgegebenen Themen jeweils die Pro- und Contrapositionen vertreten.

Das Seminar ist für den fachübergreifenden Wahlpflichtbereich in Bachelorstudiengängen geeignet.

Basistext:
Douglas N. Walton, Informal Logic. A Handbook for Critical Argumentation, Cambridge University Press 1989. (Eine Kopiervorlage gibt es in der FB Philosophie.)


Sebastian Löbner (Allg. Sprachwiss.)
Logik (Proseminar, 2-stündig)
[anrechenbar: Allg. Sprachwiss., Philosophie]
Fr 9-11
Raum: 22.01/2C

Teilgebiet: Methodenkurse, Semantik

Teilnehmerkreis: folgende Studiengänge; ab 1. Semester, keine Vorkenntnisse erforderlich.

Magister: Haupt- oder Nebenfach Allgemeine Sprachwissenschaft: Wahlpflicht

Bachelor: alle geplanten Linguistik-Studiengänge (Ergänzungsfach und Integrierter Studiengang)

Teilnahmenachweise und Abschlussprüfungen können später anerkannt werden: Wahlpflicht.

Zuordnung im Studiengang:

Magister Allgemeine Sprachwissenschaft (Haupt- und Nebenfach). Einer von fünf Methodenkursen. Die Methodenkurse bauen nicht aufeinander auf und können daher in beliebiger Reihenfolge besucht werden. Der Logikschein wird auch für den Magisterstudiengang Philosophie anerkannt. Allerdings ist der Kurs für Linguisten konzipiert. Für Philosophiestudierende wird der vom Fach Philosophie angebotene Kurs empfohlen.

B.A. Linguistik. Der Kurs ist Bestandteil des Aufbaumoduls 3 "Semantik und Pragmatik". Wenn Sie dieses Modul wählen, müssen Sie in dem Kurs einen Beteiligungsnachweis erbringen.

Inhalt/Seminarplan:

Im Logikkurs wird in die grundlegenden Techniken und Begriffe der Aussagenlogik und der Prädikatenlogik eingeführt. Benötigt wird dieser Stoff für die Anwendung in der semantischen Analyse und in der Computerlinguistik (z.B. PROLOG-Programmierung). Gleichzeitig dient die Behandlung logischer "Sprachen" zur Einführung wichtiger semantischer Grundbegriffe (Implikation, Äquivalenz, Negation usw.) und Prinzipien (Polaritätsprinzip, Kompositionalitätsprinzip). Unmittelbare Anwendungen auf linguistische Fragestellungen werden aber nicht behandelt. Es geht ausschließlich um den Erwerb bestimmter technischer Hilfsmittel.

Aus dem Inhalt:

     Aussagenlogik
     Baumtest für die Aussagenlogik
     Prädikatenlogik
     Baumtest für die Prädikatenlogik
     Modelltheorie

Zu der Veranstaltung wird ein ausführliches Skript ausgegeben, das den gesamten Stoff enthält.

Scheine und Prüfungen:

MAGISTER ALLGEMEINE SPRACHWISSENSCHAFT:

Leistungsnachweis: durch regelmäßige Teilnahme an Kurs und Tutorium, und die Abgabe wöchentlicher Hausaufgaben; jeweilige Mindestpunktzahl 50%, sonst Ersatzaufgaben. Hauptfachstudierende benötigen drei LN in Methodenkursen, Nebenfachstudierende einen LN wahlweise in einem Methodenkurs oder in einem Strukturkurs zu einer nicht-indoeuropäischen Sprache.

Teilnahmenachweis (erforderlich für eine Zwischenprüfung zu diesem Seminar): regelmäßige Teilnahme an Kurs und Tutorium.

Zwischenprüfung: Zu dem Logikkurs kann im Magisterstudiengang die Zwischenprüfung abgelegt werden, falls Sie die notwendigen Scheine (Leistungsnachweise) in anderen Veranstaltungen erworben haben. Voraussetzung: Teilnahmenachweis.

B.A. LINGUISTIK:

Beteilungsnachweis: wie Leistungsnachweis für Magister.


Wiebke Petersen (Allg. Sprachwiss.)
Die formale Komplexität natürlicher Sprachen (Proseminar, 2-stündig)
Fr 11-13
Raum: 23.21./U1.85

Teilgebiet: Mathematische Linguistik / Computerlinguistik

Teilnehmerkreis: Grundkenntnisse der Theorie formaler Sprachen sind wünschenswert aber nicht notwendig, da die benötigten Grundlagen in den ersten Sitzungen vermittelt bzw. wiederholt werden.

Inhalt/Seminarplan: Die Computerlinguistik entwickelt Grammatikformalismen, die es ermöglichen, Modelle (Grammatiken) von Einzelsprachen zu formulieren. Mithilfe dieser Modelle ist es dann möglich, natürlichsprachliche Sätze zu analysieren oder zu generieren. Die algorithmische Komplexität der Sprachverarbeitung hängt von den formalen Eigenschaften des verwendeten Sprachmodells ab. Es ergibt sich die Frage: "Welche strukturelle Komplexität haben natürliche Sprachen?" Denn eine Antwort darauf determiniert die gerade für Computerlinguisten bedeutende Frage nach dem geringsten nötigen Aufwand, um Sprache zu verarbeiten.

Die von Noam Chomsky entwickelte Hierarchie formaler Sprachen erweist sich in der Informatik als probates Instrument zur Klassifikation von Programmiersprachen. Um die von Chomsky bereits 1957 aufgeworfene Frage, wo in dieser Hierarchie die natürlichen Sprachen anzusiedeln sind, enflammte jedoch ein heftiger Streit. Im Laufe des Seminars werden wir uns die zum Verständnis der Frage nötigen Grundlagen erarbeiten und den Streit an ausgewählten Veröffentlichungen nachvollziehen. Dabei wird sich herausstellen, dass gerade das Schweizerdeutsche Phänomene aufweist, die mächtigere Grammatiken erfordern, als zur Beschreibung des Englischen nötig scheinen. Das Schweizerdeutsche ist offenbar besonders komplex!

Die bisherigen Grammatiken für natürliche Sprachen sind aufgrund zu großer oder kleiner generativer Kapazität nur eingeschränkt in der Lage, natürliche Sprachen zu beschreiben. Unnötig große generative Kapazität eines Formalismus kann dazu führen, dass es keine effizienten Parsing-Algorithmen gibt, bzw. daß wichtige Fragen wie das Wortproblem, das Leerheitsproblem oder das Endlichkeitsproblem nicht mehr entscheidbar sind. Daher sind in den letzten Jahren diverse sogenannte schwach kontextsensitive Formalismen entwickelt worden, deren Mächtigkeit speziell auf die Anlayse von natürlichen Sprachen zugeschnitten ist. Ein Beispiel dafür sind "Tree-Adjoining Grammars", die zum Ende des Seminars vorgestellt werden sollen.

Arbeitsform: Im ersten Teil des Seminars wird es Übungsaufgaben geben, die von mir korrigiert und in der Folgesitzung besprochen werden. Im zweiten Teil des Seminars, in dem die Lektüre einzelner Aufsätze zentral steht, werden Kurzreferate ausgegeben werden.

Leistungsnachweis (Zuordnung des Scheins zur Prüfungsordnung, Art des Scheinerwerbs): Beteilungsnachweis: regelmäßige Teilnahme und Bearbeitung der Hausaufgaben Leistungsnachweis: Hausarbeit

Empfohlene Literatur:

    B. H. Partee et al.: Mathematical Methods in Linguistics, Part E. Dordrecht et al.: Kluwer Acad. Publ., 1990.
    W. J. Savitch, E. Bach, W. Marsh und G. Safran-Naveh (Hrsg.): The Formal Complexity of Natural Language, D. Reidel Publishing Company, 1987.
    daraus im Besonderen:
    - G. K. Pullum und G. Gazdar: Natural Languages and Context-Free Languages.
    - S. M. Shieber: Evidence Against the Context-Freeness of Natural Language.
    A. K. Joshi und Y.Shabes: Tree-Adjoining Grammars. In G. Rosenberg und A. Salomaa (Hrsg.): Handbook of Formal Languages, 69-123, 1997


Lothar Ridder/Martin Schäfer (Philosophie)
Wittgenstein, Tractatus (Proseminar 2-stündig)
Di 14-16
Raum: 23.21/U1.69

Kommentar nicht verfügbar.


Christof Rumpf (Allg. Sprachwiss./Computerlinguistik)
Statistische Informationstechnologie (Proseminar mit Übung, jeweils 2-stündig)
[anrechenbar: Allg. Sprachwiss., Infowiss.]
Mo 16-18 (PS)
Do 16-18 (ÜB)
Raum: 23.21/U1.91 (PS)
Raum: 23.21/U1.85 (ÜB)

Teilgebiet: Computerlinguistik

Teilnehmerkreis: StudentInnen der Allgemeinen Sprachwissenschaft oder Informationswissenschaft

Inhalt/Seminarplan: In der Texttechnologie und der Computerlinguistik ist seit etwa 10 Jahren eine Renaissance statistischer Methoden zu beobachten. Da rein symbolische Methoden der Sprachverarbeitung Nachteile bei der Verarbeitung grosser Textmengen (z.B. im WWW oder in Textdatenbanken) haben, versucht man mit den Mitteln der Wahrscheinlichkeitsrechnung, Statistik und Informationstheorie schnelle und robuste Systeme zu konstruieren, die den aktuellen Anforderungen in der Texttechnologie gewachsen sind. Zu den Anwendungen gehören u.a. Informationsextraktion, Textmining, Automatisches Zusammenfassen und Information Retrieval. Das Seminar soll anhand des Lehrbuches "Chris Manning & Hinrich Schütze (1999) Foundations of Statistical Natural Language Processing" Grundlagen der statistischen Sprachverarbeitung vermitteln. Aus dem Inhalt:

1. Introduction
2. Mathematical Foundations
3. Linguistic Essentials
4. Corpus-Based Work
5. Collocations
6. Statistical Inference: n-gram Models over Sparse Data
7. Word Sense Disambiguation
8. Lexical Acquisition
9. Markov Models
10. Part-of-Speech Tagging
11. Probabilistic Context Free Grammars
12. Probabilistic Parsing
13. Statistical Alignment and Machine Translation
14. Clustering
15. Topics in Information Retrieval
16. Text Categorization

Folgeveranstaltungen: Seminar ‚Textmining' im SS 04

Leistungsnachweis: Mit einer Hausarbeit kann ein Leistungsnachweis erworben werden.

Empfohlene Literatur: Chris Manning & Hinrich Schütze (1999), Foundations of Statistical Natural Language Processing, MIT Press. Cambridge, MA. Es wird eine Kopiervorlage gestellt.


Christof Rumpf (Allg. Sprachwiss./Computerlinguistik)
Einführung in Prolog (Proseminar mit Übung, jeweils 2-stündig)
Di 14-16 (PS)
Mi 16-18 (ÜB)
Raum: 23.21/04.87

Teilgebiet: Computerlinguistik

Teilnehmerkreis: StudentInnen der Allgemeinen Sprachwissenschaft im Grund- oder Hauptstudium

Inhalt/Seminarplan: Der Kurs soll Grundlagen der Logikprogrammiersprache Prolog vermitteln und zielt dabei auf Anwendungen in der Computerlinguistik. Prolog ist nach wie vor die wichtigste Programmiersprache u. a. für die Bereiche Computerlinguistik und Künstliche Intelligenz und ermöglicht dank der eingebauten Inferenzmaschine sehr kurze Programme für sehr komplexe Probleme. Das schönste für Anfänger in der Programmierung von Computern ist aber wohl, dass Prolog so leicht zu erlernen ist. Hier der Veranstaltungsplan:

0. Vorbesprechung
1. Regeln, Fakten und Anfragen
2. Syntax von Prolog, Familiendatenbasis
3. Semantik von Prolog, Unifikation
4. Listen, Beweisstrategie
5. Rekursive Listenverarbeitung
6. Verschachtelte Listen, Differenzlisten
7. Parsing mit DCGs
8. Parametrisierte DCGs
9. Maschinelle Übersetzung I
10. Maschinelle Übersetzung II
11. Cut, Negation, Manipulation der Datenbasis
12. Prolog und Prädikatenlogik I
13. Prolog und Prädikatenlogik II

Folgeveranstaltungen: Im SS 2004 ist ein Prolog Aufbaukurs geplant.

Leistungsnachweis: Regelmäßige Teilnahme und Bearbeitung der Übungsaufgaben.

Empfohlene Literatur: Das Unterrichtsmaterial ist online auf meinen Webseiten verfügbar. Weitere Quellen sind das Online-Buch von Blackburn/Bos/Striegnitz (2001) unter http://www.comsem.org und der Klassiker Clocksin/Mellish (1987): Programming in Prolog. Springer, Berlin.


Gerhard Schurz (Philosophie)
Logik I (Proseminar mit Übung, jeweils 2-stündig)
[anrechenbar: Allg. Sprachwiss., Infowiss., Philosophie]
Mi 16-18 (PS)
Mi 14-16 (ÜB)
Raum: 23.21/3C (PS)
Raum: 22.01/2D (ÜB)


Logik ist eine unentbehrliche Grundlage der Analytischen Philosophie und ein Grundpfeiler der Fähigkeit, gut und korrekt zu argumentieren.

Dieses Proseminar (Schein obligatorisch) liefert einen Grundkurs in Aussagen- und Prädikatenlogik, der folgendermassen aufgebaut ist:

(1) Allgemeine Einführung
(2) Grammatik der Aussagenlogik
(3) semantische Methoden (Wahrheitstafeln und reductio ad Absurdum)
(4) aussagenlogische Rekonstruktion natursprachlicher Sätze und Argumente
(5) deduktive Methode (aussagenlogischer Kalkül des natürlichen Schliessens)
(6) Grammatik der Prädikatenlogik
(7) prädikatenlogischer Kalkül des deduktiven Schliessens
(8) prädikatenlogische Rekonstruktion natursprachlicher Sätze und Argumente

Es wird darauf hingearbeitet, dass die Teilnehmer die logischen Methoden wirklich verstehen und sie auf konkrete und philosophische Probleme anzuwenden lernen; aus diesem Grund wird auch der Besuch der begleitenden Übung dringend empfohlen.


Wolfgang G. Stock (Informationswiss.)
Wissensmanagement (Hauptseminar, 2-stündig)
Mi 11-13
Raum: 23.21/02.53

Magisterstudiengang, Hauptstudium, Teilgebiet 5
B.A.-Studiengang, Aufbaumodul 1 (Informations- und Kommunikationsmanagement)
Promotionsstudiengang

Wissensmanagement behandelt das wiederauffindbare Ablegen firmeninterner Informationen, das (Ver-)Teilen von Informationen in Unternehmen sowie das Einbeziehen externer Informationen in innerbetriebliche Systeme. Wissensmanagement steht im Spannungsfeld von Informationswissenschaft (Content), Betriebswirtschaftslehre (Organisation) und Wirtschaftsinformatik (Systeme). Die folgenden Themen sollen besprochen werden:

(1) Michael Polanyis "implizites Wissen"
(2) "The knowledge-creating company" bei Nonaka und Takeuchi
(3) "Knowledge sharing": Wissen teilen - und damit vermehren
(4) Die lernende Organisation
(5) Bausteine des Wissensmanagement nac Gilbert Probst
(6) "Knowledge communities" - "Communities of practice"
(7) Wissen bilanzieren - Wie misst man Wissen?
(8) Wissen über Kunden: Customer Relationship Management
(9) Wissen der Kunden: Customer Knowledge Management
(10) Wissensmanagementsysteme
(11) Wissensmanagement bei multinationalen Unternehmen
(12) Wissensmanagement bei Großunternehmen
(13) Wissensmanagement bei Klein- und Mittelunternehmen
(14) Wissensmanagement in öffentlichen Verwaltungen
(15) Wissensmanagement

Voraussetzung für einen qualifizierten Leistungsnachweis (Mag.) bzw. eine Abschlussprüfung (B.A.) ist neben der regelmäßigen aktiven Teilnahme die Übernahme eines Vortrags (nebst Präsentation und Handout) sowie eine schriftliche Ausarbeitung des Vortrags. Literatur wird hier bewusst nicht angegeben. Die Referent/inn/en sind aufgefordert, zunächst selbst zu recherchieren und diese Rechercheergebnisse mit dem LV-Leiter zu diskutieren.


Violeta Trkulja (Informationswiss.)
Information Retrieval (Proseminar, 2-stündig)
Do 14-16
Raum: 23.21/00.83

Voraussetzungen zur Teilnahme: Das Seminar richtet sich an Studierende des Grundstudiums (Magister) bzw. im 1. oder 2. Studienjahr (Bachelor). Grundlegende Computerkenntnisse müssen vorhanden sein. Jeder Teilnehmer verpflichtet sich zur Übernahme eines Referatsthemas.

Die Teilnehmerzahl ist beschränkt. Eine Anmeldung ist ab dem 06.10.2003 bei Frau Volkmar möglich: volkmar@phil-fak.uni-duesseldorf.de

Inhalte:

- - Zweck und Grundzüge der Dokumentation
- - Grundlagen des Information Retrieval (Boole'sche Operatoren, Deskriptoren, Thesaurus, Indexierung, Trunkierungen, Ranking, Precision & Recall)
- - Arbeitsschritte einer Recherche
- - Überblick über Arten von Datenbanken und Hosts
- - Kommando-Retrieval und windowsbasierte Retrievaltools
- - Suche im Internet (Suchmaschinen, Metasuchmaschinen)
- - Fachbezogenes Information Retrieval
- - Wirtschaftswissenschaftliche Informationen
- - Aufbereitung der Suchergebnisse

Leistungsnachweise: Regelmäßige und aktive Teilnahme. Der Leistungsnachweis wird durch ein Referat, dessen Präsentation und schriftliche Ausarbeitung übernommen. Die genauen Bedingungen werden in der ersten Sitzung bekannt gegeben.

Literatur zur Einführung:

- - Gaus, Wilhelm. Dokumentations- und Ordnungslehre. Ein Handbuch zur Einführung in die fachliche Informationsarbeit. Berlin 42002 (oder ältere Auflage).
- - Ferber, Reginald. Information Retrieval. Heidelberg 2003.
- - Poetzsch, Eleonore. Information Retrieval. Einführung in Grundlagen und Methoden. Potsdam 32002 (Materialien zur Information und Dokumentation 5) [oder ältere Auflage].
- - Salton, Gerard/MacGill, Michael J. Information Retrieval. Grundlegendes für Informationswissenschaftler. Hamburg 1987.
- - Suchen & Finden im Internet. Oder: "Die Nadel im Heuhaufen". 62001 [RRZN Hannover]. Erhältlich im Benützerbüro des Rechenzentrums: http://www.uni-duesseldorf.de/URZ/kurse/handbuecher.html.


Markus Werning (Philosophie)
Introspektion und Selbstbezug (Hauptseminar, 2-stündig)
Di 14-16
Raum: 23.21/U1.91

Menschen sind nicht nur in der Lage, Objekte und Ereignisse der Außenwelt wahrzunehmen, sondern scheinen darüber hinaus die Fähigkeit zu besitzen, eigener geistiger Zustände durch Introspektion gewahr zu werden. Die Fähigkeit zur Introspektion stellt eine Form des Selbstbezugs dar und bildet eine Voraussetzung für Selbstbewußtsein.

Dem für das Selbstverständnis des Menschen so essentiellen Phänomen der Introspektion soll unter anderem anhand von folgenden Fragen nachgegangen werden: Was genau ist unter Introspektion zu verstehen? Gibt es vergleichbare Strukturen von Selbstbezug in natürlichen oder formalen Sprachen? Setzt Introspektion andere kognitive Fähigkeiten wie etwa Sprache oder Vorstellungsvermögen voraus? Wie sehen die psychologischen und neurowissenschaftlichen Daten zur Introspektion aus? Welchen Umfang hat introspektives Gewahrsein beim Menschen tatsächlich? Ist introspektives Wissen von eigenen geistigen Zuständen in irgendeiner Weise privilegiert, etwa im Vergleich zu dem Wissen von geistigen Zuständen anderer? Können bestimmte Arten von apriorischem Wissen durch Introspektion gerechtfertigt werden, wie es zum Beispiel für grammatisches oder mathematisches Wissen behauptet worden ist? Welche Folgen treten ein, wenn die Fähigkeit zur Introspektion wie wahrscheinlich bei einigen Patienten mit Schizophrenie gestört ist?

Aktualisierungen des Programms und Literaturempfehlungen finden Sie in Kürze auf meiner Internet-Seite http://www.phil-fak.uni-duesseldorf.de/thphil/werning.

 


Jochen Lechner
lechner@phil-fak.uni-duesseldorf.de
Letzte Änderung: 10. Oktober 2003