Frauen-Kultur-Archiv · Germanistisches Seminar II · Frauenförderung der Philosophischen Fakultät


Kathinka Zitz-Halein

4. 11. 1801 Mainz – 8. 3. 1877 Mainz

„Vorwärts! die Geschichte beweist es, Freiheit sei das edelste Loos.“



Die Mainzerin Kathinka Halein ist erst 14 Jahre, als ihre Mutter stirbt, der geisteskranke Vater kann die Familie nicht ernähren. So verlässt sie Mainz und arbeitet in typischen Frauenberufen der Zeit: als Gouvernante und in einem Erziehungspensionat für Mädchen. Später kehrt sie in ihre Heimatstadt zurück, um die jüngeren Geschwister zu unterstützen. Ihre Erfahrungen prägen ihr Verständnis für die politischen Ereignisse; wie ihre Mutter engagiert sie sich für politische Flüchtlinge und hilft Menschen, die in Not geraten sind. Sie schreibt Petitionen und sammelt Geld. In dieser Zeit beginnt sie mit dem Veröffentlichen von Gedichten, später kommen Artikel und Romane sowie Erzählungen hinzu. Ihre Themen findet sie neben konventionellen Stoffen auch in historisch-politischen Ereignissen. Mit einem Gedichtband über historische Frauen tradiert sie ein wichtiges Stück Frauengeschichte.
1837 heiratet sie den Anwalt Dr. Franz Zitz. Die Ehe geht nach 18 Monaten in die Brüche, doch Kathinka Zitz-Halein, wie sie sich nun nennt, willigt nicht in die Scheidung ein. Dies quittiert ihr Ehemann mit öffentlichen Verleumdungen, gegen die sie sich zur Wehr setzt. Während der politisch aufrüttelnden Zeit der Jahre 1848 und 1849 setzt sie sich für die demokratische Linke ein (ihr noch-Ehemann sitzt für die Linken als Abgeordneter in der Paulskirche) und gründet im Mai 1849 den „Humania-Verein für vaterländische Interessen“. Ziel des Vereins mit über 1600 Mitgliedsfrauen ist die Hilfe für verfolgte DemokratInnen. Darüber hinaus bietet der Verein ein Identifikationsangebot für Frauen, sich am politischen Leben in einer der weiblichen Sphäre angemessenen Rolle zu beteiligen. Dieses politische Engagement bringt ihr viel Ärger ein, sie erhält Ausweisungsbescheide, wird politisch angegriffen und verleumdet und muss sich vor Gericht für ihr Engagement verantworten. Dies hält sie jedoch nicht davon ab, sich weiterhin für ihre politische Überzeugung einzusetzen. Sie verfasst einen dreibändigen Roman über Mainz während der Französischen Revolution von 1793 [„Magdalene Horix oder Vor und während der Klubistenzeit. Ein Zeitbild“, 1858] und verwendet dafür umfangreiches Archivmaterial zum Mainzer Jakobinerklub. Auf diese Weise holt sie den Kampf für die politische Freiheit in das Gedächtnis der ZeitgenossInnen zurück.
Wie bei vielen politischen Frauen des 19. Jahrhunderts bleibt auch das von Kathinka Zitz vertretene Weiblichkeitsbild konventionell. Doch die Fakten ihres Lebens sprechen gegen eine solche Eingrenzung und zeigen eine politisch denkende und handelnde Frau, die auf ihre Weise ein Stück politische Frauengeschichte schreibt.

Mechthilde Vahsen (aus: Wir Frauen. Das feministische Blatt, 2001, H.3)

 

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