Frauen-Kultur-Archiv · Germanistisches Seminar II · Frauenförderung der Philosophischen Fakultät


Luise Büchner

12.6.1821 Darmstadt – 28.11.1877 Darmstadt
(durch den Vormärz geprägte Autorin)

„Schreibet, redet, erziehet im Dienste der Menschheit!“



Eine radikale Feministin der ersten Stunde war sie nicht. Ihr politischer Wirkungskreis bezog sich auf die gesellschaftliche Position bürgerlicher Frauen. Ihnen wollte sie zu qualifizierter Bildung und Ausbildung verhelfen mit dem Ziel, dass jede Frau ihren Beruf frei wählen und in diesem Bereich arbeiten könne.
Luise Büchner, als temperamentvoll charakterisiert und durch einen Unfall gehbehindert, wird 1821 in Darmstadt geboren. Als fünftes Kind einer durch ihre Söhne bekannten Familie (ihr ältester Bruder ist der politische Autor Georg Büchner) eignet sie sich autodidaktisch umfangreiches Wissen vor allem in Literatur, Mythologie, Geschichte und Fremdsprachen an. Nach dem Tod der Eltern lebt sie zusammen mit ihrer ebenfalls ledigen Schwester Mathilde im Haushalt des Bruders und Arztes Ludwig Büchner. Ihre Freundschaft zum Ehepaar Gutzkow vertieft ihr Interesse für die zeitgenössische Politik. Später wird sie Privatvorlesungen über die deutsche Geschichte halten und das Fach in einer Mädchenschule unterrichten. Sie bekennt sich zu den demokratischen Ideen der Revolution von 1848/49. Doch ihr Engagement geht in eine frauenpolitische, pädagogisch-journalistische Richtung. Sie kämpft für die Einrichtung von weiblichen Ausbildungsstätten und tritt in Wort und Schrift für „Die Frauen und ihr Beruf“ ein. Diesen Titel trägt ihr erster Bestseller, der 1855 erscheint und mehrere Auflagen erlebt.
Nach einigen Jahren publizistischer und schriftstellerischer Arbeit gründet Luise Büchner 1867 mit der späteren Großherzogin Alice von Hessen den ‚Alice-Verein‘, der die Einrichtung von Ausbildungsschulen für Frauen durchsetzt, und bleibt bis 1877 dessen Vizepräsidentin. Als Ehrenmitglied des Lette-Vereins, der ebenfalls die Förderung der Erwerbsfähigkeit von Frauen unterstützt, ohne jedoch der Gleichberechtigung das Wort zu reden, vermittelt sie Kontakte zwischen den Vereinen. Während dieser Zeit erweitert sie ihren Wirkungskreis und publiziert im „Deutschen Frauenanwalt“, dem Presseorgan des Lette-Vereins.
Schließlich führen Büchners Artikel, Bücher, Erzählungen, Romane und Märchen zu einem Bekanntheitsgrad, der weit über regionale Bezüge hinausgeht. Aus Anlass einer Konferenz des preußischen Kultusministeriums wird sie 1873 als erste Frau gebeten, zu den Unterrichts- und Erziehungsfragen in der Mädchenschulbildung eine Stellungnahme vorzulegen. Vier Jahre später stirbt die vielseitige Frauenpädagogin in ihrer Heimatstadt, auf ihrem Grab befindet sich heute ein Relief.

Mechthilde Vahsen (aus: Wir Frauen. Das feministische Blatt, H. 2, 2001)
[Foto von 1856, Quelle: Heinrich-Heine-Institut]

 

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