Gerda Kaltwasser Textforum

Wer hat Werke und andere Dokumente? Peter Ludwigs – ein verfolgter Künstler

Kulturinstitute planen eine Ausstellung

Erst in jüngster Zeit hatten die Düsseldorfer Gelegenheit, mehr über jene Künstler zu erfahren, die unter den Nationalsozialisten verfolgt, verfemt, gefoltert, zum Teil getötet worden sind. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg hatte es erste Erinnerungsversuche gegeben, so in der Ausstellung „Lebendiges Erbe“ 1946. Später hieß die Devise „verdrängen“ oder „vergessen“.

In der Reihe der Künstler, die das Stadtmuseum dem Vergessen entreißen will, wird sich im November Peter Ludwigs einfügen, ein Bildhauer und Maler aus dem Kreis um Wollheim und Pankok, später um Schwesig und Barz. Das Stadtmuseum, das Kunstmuseum und die Kunsthalle bemühen sich gemeinsam darum, den Düsseldorfern ein Bild dieses Künstlers zu vermitteln, als freie Mitarbeiterin hat Inge Ludescher die Forschungsarbeit übernommen. Es ist eine Suchaufgabe: Gesucht werden Bürger, die im Besitz von Arbeiten des Malers und Bildhauers Peter Ludwigs sind. Gesucht werden aber auch Zeitgenossen, die noch über persönliche Erinnerungen, Briefe, Dokumente des Künstlers verfügen.

Peter Ludwigs, 1888 in Aachen geboren, hatte die Kunstakademien in Aachen, Lüttich, Brüssel und Düsseldorf besucht und zunächst die Bildhauerei bevorzugt. In Düsseldorf heiratete er, mußte dann in den Krieg ziehen, kehrte zurück und zählte zu den Mitbegründern der Gruppe „Junges Rheinland“ bei Mutter Ey, fand auch bald Kontakt zum Aktivistenbund.

Seine Arbeiten zeigen früh ausgeprägtes soziales Engagement, er war KPD-Mitglied, gründete 1928 die Arbeitsgemeinschaft Revolutionärer Bildender Künstler Deutschlands, war in allen wichtigen Ausstellungen vertreten und wurde schließlich Schriftführer des Reichsverbandes Bildender Künstler, Ortsgruppe Düsseldorf. Das Ausstellungsverbot der Nazis, 1933 ausgesprochen, traf einen Mann, der bekannt war. Schon bald war er ein armer Mann, der von 50 Mark Unterstützung im Monat leben mußte.

Ludwigs arbeitete trotzdem im Widerstand mit. Im März 1937 wurde er wegen Vorbereitung zum Hochverrat verhaftet, 1938 wieder entlassen, 1943 erneut verhaftet und in die Ulmer Höh gebracht. Er mußte schwer arbeiten. Der hochgradig Zuckerkranke überstand diese Zeit nicht. Er starb am 2. Juli 1943.

Das Kunstmuseum bewahrt den von Ludwigs Witwe vermittelten Nachlaß. Im Stadtmuseum gibt es ein großes Ludwigs-Ölbild „Die Mutter“, das wohl die Mutter der Freundin Karl Scheswigs auf dem Hof der „Ulm“ zeigt. Diese mutige Frau brachte den inhaftierten Künstlern oft Essen. 12 Bilder, die noch 1946 in der Ausstellung „Lebendiges Erbe“ gezeigt worden waren, werden heute ebenso gesucht wie Skulpturen.

Gerda Kaltwasser
In: Rheinische Post. Düsseldorfer Stadtpost, 23. Januar 1982