Frauengeschichte in Düsseldorfer Straßennamen

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Mathildenstraße

  • Verlauf: Graf-Recke-Straße bis Grunerstraße

Mathilde Gräfin von der Recke-Volmerstein, Kinderfürsorgerin, 1801-1867

Mathilde Charlotte wurde 1801 als älteste Tochter des Grafen Friedrich Ludwig von Pfeil und Klein-Ellguth und seiner Gemahlin Emilie Beate in Schlesien geboren. Durch Kulturreisen mit ihrer Familie lernte sie, dass ihre privilegierte Stellung nicht selbstverständlich war und begann sich als stark christlich geprägte junge Frau sozial zu engagieren und sich vor allem für benachteiligte Kinder einzusetzen. Eine Begegnung mit Johann Heinrich Pestalozzi im Jahre 1820 prägte sie nachhaltig.

Im Oktober 1826 heiratete Mathilde Gräfin von Pfeil und Klein-Ellguth den Grafen Adelbert von der Recke-Volmerstein in Schlesien. Der Graf erwarb im Jahre 1822 die Trappistenabtei Düsselthal, um dorthin sein auf Gut Overdyck gegründetes Kinderhaus zu verlegen, in das er heimatlose und pflegebedürftige Kinder aufnahm. Das junge Ehepaar zog nach einer Berlinreise im Jahre 1827 nach Düsseldorf.

Von diesem Zeitpunkt an sah auch die Gräfin die Versorgung der Kinder in dieser Rettungsanstalt als ihre Hauptaufgabe an. In ihre Bereiche fielen die Betreuung und Pflege der Mädchen und die Leitung der weiblichen Angestellten. Sie legte großen Wert darauf, die hygienischen und medizinischen Umstände zu verbessern und somit viele Kinderkrankheiten zu heilen oder gar zu verhindern. So arbeitete sie sich effektiv in die Homöopathie und Pharmazie ein. Durch ihren sozialen Einsatz, ihre Unermüdlichkeit und ihren Großmut erwarb Mathilde in Düsseldorf ein hohes Ansehen sowie die Bewunderung bedeutender Düsseldorfer Persönlichkeiten.

Im Laufe der Jahre übergab Graf Adelbert aufgrund von Krankheit ihr die Verantwortung der gesamten Rettungsanstalt und damit auch aller finanziellen Angelegenheiten, die sie mit ökonomischen Geschick verwaltete. Doch da das Ehepaar selbst zehn Kindern hatte und der Gesundheitszustand des Grafen sich verschlechterte, wurde das Kinderhaus 1846 einem Nachfolger anvertraut.

Ein Jahr später kehrten Graf und Gräfin von der Recke nach Schlesien zurück, um sich dort weiterhin sozial zu engagieren. Dies ermöglichte beiden, vor allem aber der Gräfin, ein etwas ruhigeres Leben. Sieben Jahre nach den Gründung des Deutschen Samariter-Ordensstifts durch den Grafen starb Mathilde 1867 in ihrer Heimat.

An die Rettungsanstalt erinnert bis heute das Hungertürmchen an der Ecke Sohnstraße/ Max-Planck-Straße.

Text: Eva Oberdörster