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Gedenken



Am 24. Juli 2002 starb Gerda Kaltwasser nach langer, schwerer Krankheit im Alter von 71 Jahren. Noch wenige Wochen vor Ihrem Tod schrieb sie für die Rheinische Post, deren Lokalredakteurin sie 1962 wurde. Mit "spitzer Feder und einem großen Herzen" schrieb sie für ihre Stadt und die Menschen. 
Wir möchten an dieser Stelle ein Bild von Gerda Kaltwasser und ihrem Wirken entwerfen. Wir sammeln Stimmen über "uns Gerda", wie sie in der Zeitungs-Redaktion und bei all jenen hieß, die sie und ihr Engagement liebten. 
"Schlage die Trommel und fürchte Dich nicht" - diese Zeile von Heinrich Heine war das Motto einer unangepassten und mutigen Frau. 


Nachruf der Rheinischen Post

"Uns Gerda" ist nicht mehr bei uns
Die frühere RP-Lokalredakteurin Gerda Kaltwasser starb gestern im Alter von 71 Jahren

Das erste Treffen bleibt unvergesslich: Ein Verlag stellte damals, es muss 1981 gewesen sein, einige Bücher über das Rheinland vor. Die Tür ging auf, eine kleine Dame - vom Hut über die Pelerine bis zum Kostüm komplett und keck in rotem Pepita gekleidet - kam herein, warf einen sehr skeptischen Blick auf die Machwerke, stellte zwei Fragen, fällte ein kurzes, aber vernichtendes Urteil. Und ging wieder. Erschienen ist über diese Bücher in der RP keine Zeile. Das war Gerda Kaltwasser, damals stellvertretende Lokal-Chefin der RP in Düsseldorf.
"Uns Gerda", wie wir sie in der Redaktion genannt haben, war wandelndes Düsseldorf-, Heine-, Harry-Schmitz und Hetjens-Museum-Lexikon. Sie kannte alle und alles, denn sie hatte diese Stadt ja seit ihrer Geburt buchstäblich erlebt. Aufgewachsen als Tochter eines Metzgers in Bilk, kam sie nach dem Abitur auf dem Luisen-Gymnasium früh zum Schreiben, seit 1962 tat sie es bei der Rheinischen Post, noch vor wenigen Wochen stand ihr Name über einem Text in der RP.
Immer hat sie in, aber nicht ausschließlich für Düsseldorf gelebt. Sie liebte die Stadt, aber auch aus der Ferne - damit dem von ihr verehrten Heine durchaus ähnlich. Kaum ein Land der Welt, das "uns Gerda" nicht besucht hat. Sie war schon auf Tonga, als hier zu Lande keiner wusste, dass es dieses Inselreich überhaupt gibt. Gerdas "Schreibe" war von einer Qualität, die Nachwuchsjournalisten anspornt - einmal so fein, so packend, mit so wenigen Mitteln sprachlich ins Schwarze treffen. Sie konnte es meisterlich, bis zuletzt. Und wenn der Begriff "spitze Feder" jemals passte, dann bei ihr. Viele, vor allem die ihr suspekten Selbstdarsteller, haben das häufig erleiden müssen. Benachteiligte, egal aus welcher Ecke, konnten dagegen auf ihre Hilfe zählen. Ein Engagement, das die Stadt 2000 mit dem Jan-Wellem-Ring belohnte. Jahrelang war sie der Lambertus der RP - für diese Samstag-Glosse ging er (also sie) langsam durch die Stadt, und erzählte, was er (also sie) sah.
Als ihr Körper wegen einer tückischen neurologischen Krankheit (von der sie seit langem wusste!) den Dienst versagte, bremste dies ihre Energie und die Freude an der Arbeit nicht. Sie rollte im Elektrowagen zu Terminen - und schrieb am Computer so fit und flott wie eh und je.
Nun ist sie nicht mehr bei uns. Gestern Morgen starb Gerda Kaltwasser. Sie wurde 71 Jahre alt. [ho-]
"Rheinische Post", 25. Juli 2002


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Bearbeitet von ulrikee