Elisabeth Büning-Laube zum 10. Todestag

Georg Aehling: Erinnerungen an Elisabeth Büning-Laube

Das ‚Literaturschiff‘, gechartert von Michael Serrer, dem Leiter des Literaturbüros, hatte am späten Vormittag soeben vom Altstadtufer Düsseldorf abgelegt. Es war ein Samstag im Juni 2000, der Bücherbummel strebte seinem Höhepunkt entgegen: Literarische Vorträge und Lesungen an Bord des MS Goethe. Die Sonne schien grell, ich trug einen Sommerhut und setzte mich im Salon an einen Tisch am Fenster, wir fuhren los in Richtung Zons.

Eine keck behütete Dame im hellen Sommerkleid, begleitet von ihrem Dackel, den sie Monky nannte, näherte sich meinem Tisch und fragte, ob sie dort Platz nehmen könne, was ich gern bestätigte. Die kleine, rothaarige Frau und auch ihre schnarrende Stimme waren mir bekannt, denn ich hatte zuvor bereits einmal ihren Salon KunstLive besucht. Ich bestellte eine Flasche Rheinwein, wir tranken auf unser gemeinsames Wohl und kamen ins Gespräch. Sie berichtete von ihrem Salon und erwähnte, dass ihr zur Abrundung ihrer Bemühungen um die Förderung von Künstlerinnen und Künstlern bislang noch ein Element fehlte: ein Verlag, der die im Salon auftretenden Literaten publiziert. Sie berichtete mir von ihren Plänen, eventuell einen eigenen Verlag gründen zu wollen und bat mich um Hilfestellung, da ich im Jahr zuvor meinen eigenen Verlag gegründet hatte. Ich wusste daher aus eigener Erfahrung von den nicht unerheblichen Aufwendungen und den zahlreichen zu erwerbenden Kenntnissen und Qualifikationen für die Gründung eines Verlags und riet ihr ab, diese Mühen auf sich zu nehmen. Ich bot ihr dann umgehend an, die verlegerische Tätigkeit selbst zu übernehmen und entwarf auf der ausliegenden Getränkekarte kurzerhand ein Konzept. Wir gaben uns daraufhin eine Stunde Bedenkzeit. Ihre literarisch versierte Hündin Monky wedelte derweilen freudig mit dem Schwanz und gab uns damit das Zeichen, sich noch auf dem Wasser zu einigen.

Bei einer Flasche Goethe-Wein wurde dann die Zusammenarbeit besiegelt: Eine neue, als lose Abfolge von bebilderten Monografien konzipierte Publikationsreihe namens KunstLive, die meine Edition Virgines in Kooperation mit dem gleichnamigen Verein besorgt und die von Elisabeth Büning-Laube sowie z. T. von Holger Ehlert herausgegeben wird, soll dazu beitragen, bekannte und weniger bekannte Literaten, Künstlerinnen und Künstler einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Jeder Band sollte zunächst in einer kleinen Auflage von 50 bis 100 Exemplaren erscheinen. Ich entwarf in den darauf folgenden Tagen ein Logo (als das Parkett, auf dem man auftritt) und schlug ihr vor, jeden Band auf einer anderen Papierfarbe zu drucken, eine bunte Reihe, so bunt wie der Salon.

Wir arbeiteten intensiv zusammen, die Mails flogen täglich mehrfach vom Rechts- zum Linksrheinischen und vice versa hin und her, daneben tägliche Telefonate. Sie war extrem genau in ihren Vorstellungen, Vorgaben und Planungen, auch sehr fordernd, meinte es aber stets gut mit allen Beteiligten. Der Salon war immer aufs Genaueste vorbereitet, das Programm lief jeweils über mehr als 3 Stunden, mit geselligem Intermezzo bei Wein und Snacks. Den 5. Jahrestag des Salons feierten wir im Theatermuseum mit vierstündigem Programm: Literatur, Musik, Darbietungen, einer Kunstausstellung. In lediglich vier Jahren entstanden 16 Bände, für einige Autoren wie Titus Müller erwiesen sie sich als ein Sprungbrett.

Im Spätherbst 2004 besuchte ich sie zum letzten Mal, sie war inzwischen bettlägerig geworden, Aufenthalte in Krankenhäusern und in einem Hospiz waren unvermeidlich geworden. Als ich am 4. Januar 2005 von einer Weihnachtsurlaubsreise zurückkam, zählte sie nicht mehr zu den Lebenden.

Ich habe erst in den Tagen danach von ihrem Tod Nachricht erhalten. Der Salon starb mit ihr.

5. März 2015