MARTIN-BUBER-WERKAUSGABE

Geschichte

Die Idee einer Martin Buber Werkausgabe wurde von Raphael Buber (1900-1990) – bis zu seinem Tod Verwalter des literarischen Nachlasses seines Vaters in Jerusalem – gemeinsam mit dem Verleger Lothar Stiehm entwickelt. Dieser übernahm 1970 den Lambert Schneider Verlag in Heidelberg, der seit 1925 der Hauptverleger von Bubers Schriften in Deutschland war. Nach Raphael Bubers Tod war es dem Engagement seiner Tochter und Nachfolgerin, Professor Judith Buber Agassi zu verdanken, dass die Vision einer Gesamtausgabe der umfangreichen Schriften ihres Großvaters nicht verloren ging. Das Projekt begann Gestalt anzunehmen, als 1995 der Bleicher Verlag in Gerlingen die Rechte am Werk Bubers erwarb. Lothar Stiehm fungierte für den Bleicher Verlag als Berater und Lektor, betraut mit sämtlichen wissenschaftlichen Fragen in bezug auf Bubers Schriften. Gemeinsam mit Willy Schottroff (1931-1997), Professor für Bibelwissenschaft an der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt a.M., entwarf er den ersten ausführlichen Plan für eine Werkausgabe. Angelegt als ein deutsch-israelisches Gemeinschaftsprojekt, traten 1995 Willy Schottroff und Paul Mendes-Flohr, Professor für Moderne Jüdische Geistesgeschichte an der Hebräischen Universität Jerusalem, die Herausgeberschaft der MBW an. Nach Professor Schottroffs Tod im Februar 1997 übernahm Peter Schäfer, Professor für Judaistik an der Freien Universität Berlin, die Rolle des deutschen Herausgebers der MBW.
 
Zur wissenschaftlichen Betreuung der auf 21 Bände angelegten Edition von Bubers Gesamtwerk richtete Peter Schäfer im Januar 1998 am Institut für Judaistik der Freien Universität Berlin die Arbeitsstelle Martin Buber Werkausgabe ein. Im Januar 1999 erwarb das Gütersloher Verlagshaus die verlegerischen Rechte am Gesamtwerk Martin Bubers in deutscher Sprache. Im Frühjahr 2000 wurde beschlossen, das Projekt  in die Trägerschaft der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften aufzunehmen und in Kooperation mit der Freien Universität Berlin fortzuführen.

Die Arbeitsstelle finanziert ihre Forschung aus Drittmitteln. Die Anschubfinanzierung leistete die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung. Ferner unterstützte das Franz Rosenzweig Research Center for German-Jewish Literature and Cultural History in Jerusalem die MBW für in Israel anfallende Arbeiten. Finanzielle Unterstützung kam auch aus den USA: Die Lucius N. Littauer Foundation in New York beteiligte sich durch einen Zuschuss an den Kosten der erforderlichen Übersetzungen fremdsprachiger Manuskripte. Weitere finanzielle Unterstützung kam von der Memorial Foundation for Jewish Culture in New York. Von 2001 bis 2004 wurde die MBW weitgehend aus Mitteln der German Israeli-Foundation (GIF) finanziert. Von 2005 bis 2008 wurde die Buber Werkausgabe von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziell gefördert. 

Aufgrund einer kritischen Evaluation des Vorhabens wurde die Förderung durch die DFG nicht verlängert. Die Heinrich Heine Universität hat sich aufgrund ihres judaistischen Schwerpunkts und ihrer traditionell engen Beziehungen zu wissenschaftlichen Institutionen in Israel der Weiterförderung des Projekts angenommen. Die Arbeitsstelle ist mit zwei wissenschaftlichen Mitarbeitern neu besetzt und an die philosophische Fakultät der Heinrich Heine Universität verlegt worden. Seitdem gelten neue Editionsrichtlinien, die die Kritik der DFG-Gutachter berücksichtigen. Als neuer Hauptherausgeber ist Prof. Witte (Heinrich Heine Universität Düsseldorf) anstelle von Prof. Schäfer in das Projekt eingetreten. Von 2010 bis 2014 wurde es von der Universität und vom Land Nordrhein-Westfalen finanziert. Seit Januar 2015 wird das Projekt finanziell bis Ende 2018 von der Gerda Henkel Stiftung und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung getragen. In diesem Zeitraum sollen die verbleibenden Bände realisiert und die Werkausgabe abgeschlossen werden.