JOHN WICLEF (Wiclif oder Wycliffe)

geb. um 1324 in Spreswell (Grafschaft Yorkshire)
gest. 31. Dezember 1384 in Lutterworth (Leicestershire)

 

Vorreformator und Kirchenpolitiker auf der Seite des englischen Königs gegen den Papst, Lehrer der Theologie in Oxford und Pfarrer. Als Student und Dozent in Oxford stand er in dem Rufe, als Dialektiker und Kenner der scholastischen Philosophie keinen ebenbürtigen Gegner unter den zeitgenössischen Philosophen zu besitzen. Er vertrat einen thomistischen Realismus, den er unter platonischem Einfluß von der Idee des Vorhergedachtseins aller Dinge und Ereignisse in Gott her konzipierte. Seine Theologie wirkte sowohl auf den böhmischen Reformator Hus wie auch auf Luther.

Hauptschriften: Trialogus von 1384, in welcher er Wahrheit, Lüge und Klugheit miteinander diskutieren läßt (gedr. Basel 1525) und Summa theologiae, 12 Bde.

Ausgaben: Gesamtausgabe der Wiclef-Society, London 1883-1915 in 34 Bdn. (darin Bd. 29-30 Miscellanea philosophica, hsgg. von Dziewicki, mit einer Darstellung seiner Philosophie).

Literatur: A. Varillas, Histoire du Wiclefianisme ou de la doctrine de Wiclef, Jean Hus et Jerôme de Prague, avec celle des guerres de Bohême, qui en ont esté les suites, Lyon 1682; G. H. A. Wagner, Johann Wiclef's Leben, ein Seitenstück zu dem Leben Luther's, Huss's, Melanchthon's, Leipzig 1801; W. W. Shirley, Catalogue of the original works of John Wiclif, 1865 (erw. 1924); R. Buddensieg, John Wiclif und seine Zeit, 1885; H. B. Workman, John Wycliffe, a study of the English medieval church, 2 Bde. Oxford 1926; K. B. McFarlane, John Wycliffe and the beginning of English nonconformity, 1952; Anne Hudson (ed.), From Ockham to Wyclif, Oxford u.a. 1987; I. J. Müller, The central role of universals in Wyclif's thought, Diss. Freiburg/Br. 1987.

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