JOACHIM CAMERARIUS

(eigentlich Liebhard, dann auch Kämmerer oder Kammermeister nach dem in
der Familie erblichen Amt eines bischöflichen Kämmerers)

geb. 12. April 1500 in Bamberg, gest. 17. April 1574 in Leipzig

 

Bedeutender Humanist und Universitätsreformer. Er studierte in Leipzig, Erfurt, dann in Wittenberg, wo er mit Melanchthon enge Freundschaft schloß, lehrte dann nach mehreren Reisen in Nürnberg die griechische Sprache. Mehrmals war er Reichstagsabgeordneter von Nürnberg und wirkte bei den Einigungsverhandlungen unter den Konfessionen mit. 1535 führte er in Tübingen die klassischen humanistischen Studien ein, 1541 reorganisierte er die Leipziger Universität in gleichem Sinne und mit großem Erfolg. Um die Philosophie hat er als Übersetzer griechischer Klassiker ins Lateinische und durch seine vielfältigen Ausgaben und Kommentararbeiten Verdienste.

Hauptschriften: Ausgaben der Institutiones oratoriarum des Quintilian, 1534 (auch 1536), der Opera des Galenus, 1538, des Lexikons des Phavorinus, 1538, der Opera des Cicero, 1540, des Homer (zus. mit Micyllus), 1541, der Progymnasmata des Aphthonius mit Übersetzung, 1567 (auch 1570, 1588), u.a., dazu meist auch separate Kommentare; Commetarii utriusque linguae, 1551, auch 1561; Enumeratio eorum quae in docendo praecipue sequenda esse videantur, 1551; Elementa rhetoricae, 1551; Narratio de Melanchthone, 1566, auch 1655 und 1696; Dialogus de vita decente, 1571; Epistolae familiares, 1583-95 in 3 Bdn.

Ausgabe: Kulturstiftung der Lander (Hg.), Blumenbuch: das sogenannte Camerarius-Florilegium, Faksimile-Edition vom Manuskript Ms. 2764 der Universitatsbibliothek Erlangen-Nürnberg, kommentiert v. D. Vogellehner, m. e. Aufsatz v. K. Wickert, Erlangen, Nürnberg 1993

Literatur: F. Chr. Bezzel, Joachim Camerarius, 1798; Collectio Camerariana, 1874; Fr. Baron (Hg.), Joachim Camerarius (1500 - 1574), Beiträge zur Geschichte d. Humanismus im Zeitalter d. Reformation, München 1978 (m. Bibliographie); C. A. Staswick, Joachim Camerarius and the Republic of Letters in the age of the Reformation, Ann Arbor/ MI 1998.

 

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