An die Philosophie Nishidas schließt sich die sog. Kioto-Schule, auch geradezu Nishida-Schule genannt, an, in der einige ebenfalls bedeutende Schüler Nishidas zusammenarbeiten. Sie haben alle die neueren Entwicklungen der westlichen Philosophie und Wissenschaftstheorie - teils in Europa selbst - studiert und finden ihre speziellen Anknüpfungspunkte in der Phänomenologie Husserls und Existentialphilosophie Heideggers (auch Jaspers). Genannt seien Tanabe Hajime (1885-1962), der Nachfolger Nishidas an der Universität von Kioto, der sich um eine Synthese aus Buddhismus, Christentum und Marxismus bemühte; Watsuji Tetsuro (1889-1960), der mit einer existenzphilosophischen Anthropologie hervortrat; Hatano Seiichi (1877-1950), der sich vor allem textkritischer Religionsphilosophie und Philosophiegeschichtsschreibung widmete, des weiteren Kosaka Masaaki, Koyama Iwao, Nishitani Keiji, Kaneko Takezo und Tanaka Michitaro, Mutai Risaku, Miki Kiyoshi, Takahashi Satomi und Ide Takashi. Viele von ihnen studierten in Deutschland und lenkten auch die Aufmerksamkeit deutscher Philosophen vor allem auf diese japanische Schulrichtung. Heidegger sah darin einen Anknüpfungspunkt für eine künftig zu entwickelnde Weltphilosophie. (Zu Heideggers Verhältnis zur japanischen Philosophie vgl. R. May, Ex Oriente Lux: Heideggers Werk unter ostasiatischem Einfluß, Wiesbaden 1989, engl. übersetzt und mit einem Beitrag von Graham Parkes "Rising sun over Black Forest: Heidegger's Japanese connections", New York 1996; zur Kioto-Schule vgl. J. Hamada, in: H. Hammitzsch und L. Brüll, Hg., Japan-Handbuch Sp.1374-1386; für neuere deutsche Rezeptionsbemühungen des Buddhismus vgl. Gr. Paul, Philosophie in Japan, München 1993, und G. Wohlfahrt, Zen und Haiku, Stuttgart 1997).

Weniger um west-östliche Synthesen als vielmehr um vergleichende transkulturelle Forschung bzw. um Komparative Philosophie geht es Nakamura Hajime (geb. 1912), der mit seinen Studien zur japanischen und indischen Philososophiegeschichte weltweite Anerkennung gefunden hat. Von seinen ins Englische übersetzten Werken seien genannt: A history of the development of Japanese thought, 2 Bände, 2. Aufl. Tokio 1969; Indian Buddhism, Tokio 1980; A comparative history of ideas, 2. Aufl. New Delhi 1986, ND. 1992; Ways of thinking of Eastern people, hg. von Ph. P. Wiener, Hawai 1964.

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