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Japan bei der Berlinale: Byakuyakô / Byakuyakou

Am Wochenende gab sich bei der Berlinale einer der großen Jung-Stars des japanischen Films die Ehre: Die Schauspielerin Horikita Maki, vor allem bekannt durch Fernsehserien wie Hanazakari no kimitachi e, war angereist, um ihren aktuellen Film Byakuyakô 白夜行 („Into the white night“) vorzustellen. Dieser ist in Japan bereits am 29. Januar angelaufen und hat mit einem Einspielergebnis von über 78 Millionen Yen an den ersten beiden Tagen einen fulminanten Start hingelegt.

Der Erfolg ist nicht verwunderlich, schließlich hat der Film des Regisseurs Fukugawa Yoshihiro alles, was ein Blockbuster braucht: An der Seite von Horikita spielt der Beau Kôra Kengo (Hebi ni piasu, Fish Story, Kanikôsen), die Geschichte basiert auf einem Bestseller des Kriminalautors Higashino Keigo und die aufwändigen Locations lassen ein großes Budget erahnen.

Der Thriller besticht vor allem zu Anfang durch seine düsteren, grauen Bilder, die minutiös das Ôsaka im Jahre 1980 nachzeichnen. Die Polizei recherchiert im Elend eines Slums am Rande der Stadt, bespricht sich in kahlen schäbigen Büros und zu all dem prasselt unaufhörlich der Regen. Ein Mord an einem Pfandleiher wird für den Polizisten Sasagaki zum Ausgangspunkt eines Rätsels: Zwar scheint der Fall bereits nach kurzer Zeit aufgeklärt, für den Ermittler bleiben jedoch viele Fragen offen, die ihn durch die folgenden Jahrzehnte begleiten werden. Erst im Jahr 1998, als er bereits pensioniert ist, hat er alle Fäden in der Hand und versteht, welch ungeheuerliche Geschichte hinter dem zunächst simpel erscheinenden Mord steht. Schlüsselmotive, die den alternden Polizisten auf die Spur des Geheimnisses führen, sind die kunstvollen Scherenschnitte, die der Sohn des Mordopfers anfertigt, der Roman „Vom Winde verweht“ und das Morsealphabet.

Autogramm des Regisseurs Fukugawa Yoshihiro

Für Byakuyakô kam eine spezielle Technik zum Einsatz, bei der der Vorgang des Bleichens bei der Farbfilmentwicklung ganz oder teilweise ausgelassen wird (Bleach-Bypass-Effekt). Dieses Verfahren führt zu einer geringeren Farbsättigung und einem höheren Kontrast – sehr stimmig für die Schilderung des tristen Lebens in den Slums von Ôsaka. Fukugawa orientierte sich an  Ichikawa Kons Film Otôto (1960), bei dem erstmals mit diesem Effekt gearbeitet wurde. Byakuyakô spielt zwar auch vor dem Hintergrund des Platzens der Wirtschaftsblase, aber dem Regisseur ging es mehr um das traumatische Erlebnis, das den Hintergrund der Geschichte bildet – „So etwas kann überall und zu jeder Zeit passieren“, erklärte Fukugawa. (Um was es sich genau handelt, wird hier nicht verraten, um die Spannung nicht zu verderben).

Horikita tut in Byakuyakô das, was sie am besten kann: Unnahbar und unergründlich aussehen. Im wahren Leben ist die Aktrice, wie das Publikum bei der Premiere im Cinemaxx am Potsdamer Platz erleben konnte, zwar ebenfalls sehr ansehnlich, wirkt aber eher unsicher – die auswendig gelernte Begrüßung auf Englisch endete vorzeitig in Stottern.

Byakuyakô ist gutes Unterhaltungskino, das vor allem Freunde des Genres nicht enttäuschen wird. Da lassen sich auch die eher flachen Charaktere und das allzu melodramatisch in die Länge gezogene Ende leicht verschmerzen.

Einen Trailer kann man sich auf der offiziellen Webseite ansehen.