Highlights, Kunst und Kultur

Filmvorstellung – Ai no mukidashi

愛のむきだし – LOVE EXPOSURE

Titelbild der offiziellen Homepage: http://www.ai-muki.com/

Titelbild der offiziellen Homepage: http://www.ai-muki.com/

Yû wächst in einem streng christlichen Elternhaus auf. Als seine Mutter stirbt hinterlässt sie eine Leere, die ihre Hinterbliebenen, Ehemann und Sohn nicht füllen können.  Yûs Vater, ein katholischer Priester, verarbeitet seine Trauer, indem er sich fanatisch dem Glauben hingibt. Dabei zwingt er seinen Sohn einen fatalen Weg einzuschlagen. Yû, der mit dem Verlust seiner Mutter die elterliche Liebe seines Vaters vergeblich sucht bekommt nämlich nur noch Aufmerksamkeit von diesem, wenn er Yû die Beichte abnimmt.  Da Yû allerdings zu einem ehrlichen und guten Jungen erzogen wurde, hat er anfangs auch nichts zu beichten. Sein Vater jedoch beharrt auf die Beichte, weil er jeden Menschen für einen Sünder hält. Also beginnt Yû seine Sünden zu erfinden, was sein Vater jedoch durchschaut. Schlussendlich macht sich der Junge auf richtige Sünden zu begehen…

Auf seinen sündigen Abwegen verliert er eines Tages eine Wette; als Konsequenz muss er als Frau verkleidet ein Mädchen suchen, was ihm gefällt und es küssen. In seinem neuen Outfit ähnelt er nicht bloß der Hauptfigur der女囚さそり-Filme (Joshû Sasori) der 70er Jahre, er nennt sich auch wie sie, Sasori. Als er in seinem neuen Outfit durch die Stadt läuft begegnet er einem Mädchen, welches sich gerade mit einer Bande von Halbstarken prügelt. Yû schreitet ihr zu Hilfe und beide zusammen schaffen es die Schläger zu besiegen. Für Yû ist die Begegnung Liebe auf den ersten Blick, er küsst das Mädchen Yôko und läuft davon. Schon bald treffen sich die Beiden in der Schule wieder und Yû muss bestürzt feststellen, dass Yôko alle Männer verachtet und sich nicht in ihn, aber in seine Rolle als Frau verliebt hat.

愛のむきだし(Ai no mukidashi) ist nach einer Reihe von Filmen wie u.a. 自殺サークル(Jisatsu sâkuru), 奇妙なサーカス(Kimyô na sâkasu) und エクステ(Exte) ein weiteres großes Werk des Japanischen Regisseurs, Drehbuchautors und Schauspielers Shion Sono. Gälte es neben „groß“ noch ein weiteres Adjektiv für diesen Film zu finden wäre das mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit das Adjektiv „lang“, denn genau das ist der Film mit seinen fast vier Stunden Laufzeit. Allerdings muss dazu gesagt werden, dass man die Länge beim Zuschauen nicht mitfühlt, da der Film mit passender Musik, unerwarteten Drehungen und Wendung und  vielen Spannungsbögen ausgestattet ist. Und trotz dieser Verwirrungen kann der Zuschauer den Überblick behalten und verliert sich nicht in einer schwer nachvollziehbaren Geschichte.

Reduziert man 愛のむきだし(Ai no mukidashi) auf sein Minimum handelt es sich zweifellos lediglich um eine Liebesgeschichte, aber wie der englische (Zusatz-)Titel Love exposure impliziert geht es nicht bloß um die Liebe zwischen zwei Menschen, es geht um das Aufdecken von Liebe, von ihrer Enthüllung in all ihren Facetten und sie ist auch die Schnittmenge, in der alle aufgeführten Themen des Films zusammenkommen. Allerdings erreicht Love exposure leider auch nicht die Aussagekraft des japanischen Titels Ai no mukidashi denn der weist auf die unverhüllte,  verletzlich, nackte Liebe hin, wie sie in extremen Situationen des menschlichen Lebens zu finden ist. Und davon erzählt der Film in all seinen Facetten; von den Extremen der Liebe, der Verzweifelten, der Enttäuschten, der erotischen Liebe, der fanatischen Liebe zu einem Gott, der fehlgeleiteten Liebe und auch von der Liebe zwischen Eltern und Kind.

Regie: Sono Shion

Darsteller: Nishijima Takahiro, Matsushima Hikari, Andô Sakura

Laufzeit: 237 min.