Austausch und Japanaufenthalt

Erfahrungsbericht aus Ôsaka

Unsere Reihe der Japan-Berichte führt uns diese Woche nach Ôsaka, genauer: an die Gaidai Universität, an der Malte Woick von 2007 bis 2008 studiert hat – und dem wir natürlich eine überaus beliebte Frage stellen…

„Wie war es in Japan?“ – Diese Frage wird einem hinterher von allen gestellt und so leicht ist sie gar nicht zu beantworten. Ich persönlich könnte jedes mir bekannte Adjektiv erwidern und läge damit nicht falsch, würde aber doch nur einen kleinen Teil der Erfahrungen damit beschreiben. Man erlebt einfach alles. Aber eins ist sicher: Wertvoll sind diese Erfahrungen in jeder Hinsicht!
Rückblickend hatte ich in Japan eine wundervolle Zeit als Austauschstudent und eine weniger gute Zeit als Praktikant. So wie ich es empfand, lebt man als Student oder Tourist gewissermaßen nur auf der Oberfläche der Gesellschaft. Ich glaube, man lernt Japan erst richtig kennen, wenn man Teil der gesellschaftlichen Hierarchie wird.

Der Unterricht:

Ich durfte für ein Jahr an der Osaka gaidai studieren. Dort haben alle ausländischen Studenten gemeinsam am「日本語日本文化教育センター」 Unterricht. Zwar ist die Qualität des Unterrichts natürlich stark vom Lehrer abhängig, aber insgesamt empfand ich das Center als sehr professionell was den Japanischunterricht angeht. Alle Studenten werden zunächst schriftlich und mündlich geprüft und dann in 4 Stufen eingeteilt. Ich landete zuerst in der oberen Mittelstufe und wechselte dann im nächsten Semester in die Oberstufenkurse. Für die Mittelstufe wurde sogar inzwischen ein eigenes Lehrbuch geschrieben. Einzig die Themen der kurzen Lesetexte jeder Lektion fand ich etwas langweilig. („itadakimasu“, „waribashi“ usw.) Am schwierigsten für mich waren die kanji-Kurse, obwohl ich eigentlich gerne kanji lerne. Ich belegte zuerst einen Kurs, der für die schnelle Wiederholung der kyôiku-kanji ausgelegt war. Der Lehrer war leider sehr wortkarg und ließ uns einfach die ganze Stunde lang nur Übungsblätter ausfüllen. Im zweiten Semester dann hatte ich einen sehr guten kanji-Lehrer der mit einem Übungsbuch für japanische Schüler arbeitete. Ansonsten belegte ich einen keigo-Kurs sowie einen speziell für business-keigo. Außerdem hatte ich zwei Grammatik-Kurse als Vorbereitung für den JLPT ikkyū. Beide Lehrerinnen arbeiteten mit dem gleichen Buch, von dem mehrere Lehrer sagten es sei als Vorbereitung für den JLPT sehr gut geeignet. 「完全マスター1級 日本語能力試験文法問題対策」 Dann noch ein Soziologie-Seminar, dass zwar sehr gut war, mich aber im ersten Semester noch etwas überforderte. Ansonsten belegte ich auch einen shodō-Kurs und ein Seminar mit japanischen Studenten zusammen („Scandinavian Geography“) wo ich mein erstes Referat auf Japanisch hielt.

Der Standort:

Die Uni liegt etwa eine Stunde von Osaka in den Bergen. Da es dort außer der Uni und einem Wohnviertel wirklich gar nichts gibt (nicht mal einen kombini) war es doch oft ein eher einsamer Alltag. Zum Glück war ich in einem internationalen Wohnheim untergebracht wo ich mit 40 anderen Studenten aus aller Welt zusammen wohnte und viele sehr gute Freunde finden konnte. Da es Studenten gab, die mit Unterrichtsbeginn erst mit Japanisch angefangen haben, wurde im Wohnheim fast nur Englisch gesprochen. Das fand ich persönlich aber gut weil man im Alltag gleich noch Englisch lernen konnte.
Die Internet-Versorgung war weniger erfreulich. Nachdem man herausgefunden hatte, dass man für den PC-Raum diverse Passwörter in einem Büro abholen muss konnte man zumindest bis 20 Uhr einen Computer benutzen. In den Wohnheimen oder auf dem Campus gab es keinerlei Verbindung. Für einige war das so nervig, dass sie sich eine Satellitenkarte für ihr Notebook kauften und im Monat 6 Tausend Yen für eine langsame und manchmal einfach nicht funktionierende Verbindung bezahlten. An technisch sonst einwandfrei ausgestatteten japanischen Universitäten eigentlich unglaublich.
Was den Standpunkt Osaka wirklich wunderbar macht, ist die Nähe zu diversen touristischen Highlights und von der Uni aus organisierten und bezahlten (!) Ausflügen. (biwako, eiheiji usw.) Dafür galt es lediglich hinterher einen Bericht zu schreiben, der allerdings nicht korrigiert wurde. Mein letzter Bericht wurde auf der Homepage des Centers veröffentlicht.