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Studierende der Waseda-Universität zu Besuch an der HHU!

Gruppenfoto

Vom 4. bis 6. September 2018 haben 22 Studierende der Waseda-Universität diverser Fachrichtungen (von Erziehung über Wohlfahrt bis Architektur) verschiedene Orte in Düsseldorf besucht, um unter anderem mehr über die Architektur und Wohlfahrtseinrichtungen zu lernen. Dabei wurden sie tatkräftig von Studierenden unseres Instituts unterstützt, und unsere Master-Studentin Jennifer Gonsior berichtet hier von den gemeinsamen Erlebnissen.

Am ersten Tag ging es zunächst um das gegenseitige Kennenlernen und die Besichtigung Düsseldorfs. Der Morgen startete mit einer Panoramafahrt auf dem Rhein und einer anschließenden Führung durch die Altstadt. Von Killepitsch waren die japanischen Studierenden nicht sehr angetan, dafür waren sie aber sehr interessiert an Löwensenf, Schokoladennudeln und Schnitzel. Der letzte Stopp des Tages war der Düsseldorfer Medienhafen. Hier stand die Architektur im Vordergrund und nicht nur unsere Besucher, sondern auch die Düsseldorfer Studierenden haben neue Erkenntnisse gewonnen.

Kindergarten

Besuch bei der METRO-Sternchen-Kindertagesstätte

Der zweite Tag bestand aus Besichtigungen diverser Einrichtungen. Am Morgen ging es in die METRO-Sternchen-Kindertagesstätte. Architektonisch waren die Studierenden von der Helligkeit der Räume und der gleichzeitigen Nutzung von Rutschen als Spielplatz sowie zur Evakuierung in Notfällen beeindruckt (in japanischen Kindertagesstätten gibt es auch solche Notfall-Rutschen, die aber nicht zum Spielen genutzt werden dürfen). Von einem pädagogischen Standpunkt betrachtet waren sie an der Betonung der Autonomie der Kinder und an dem System der offenen Gruppen interessiert.

Danach ging es in das Ferdinand-Heye-Haus in Gerresheim. Hierbei handelt es sich um ein Pflegeheim der Diakonie, welches sich auf Demenz spezialisiert hat. Die Ausstattung beinhaltet 79 stationäre Plätze sowie zwei Hausgemeinschaften für Menschen, die noch aktiv sind. Auch hier waren die japanischen Studierenden von der Betonung der Freiheit der Bewohner/innen beeindruckt. Zum Erstaunen aller war nämlich beispielsweise das Rauchen in den privaten Zimmern und auf den Balkonen gestattet. In Japan ist dies aufgrund von Sicherheitsbestimmungen nicht möglich, aber in Deutschland kann es den Patienten nicht verboten werden, da sie schließlich Miete zahlen und es sich quasi um ihre eigene Wohnung handelt, in der sie tun können was sie möchten. Besonders bewegend war ein Fotoprojekt des Pflegeheims, bei dem die Patienten mit einem Bild aus einer ihrer glücklichsten Zeiten fotografiert wurden. Das Ziel dieses Projektes war zu verdeutlichen, dass alle Patienten eine bedeutende Vergangenheit haben und nicht einfach als Demenzkranke abzuschreiben sind. Diese Denkweise, die bereits erwähnte Betonung der Freiheit und die Bemühungen, den Patienten ein normales Leben zu ermöglichen, hinterließ bei allen Teilnehmenden einen sehr positiven Eindruck.

Zuletzt wurde die Japanisch-Klasse des Cecilien-Gymnasiums besucht. Hier waren unsere Besucher erstaunt über die vielen Tischtennisplatten auf dem Pausenhof, welche in japanischen Schulhöfen wohl nicht vorzufinden sind. In dem Klassenraum fand ein Austausch zwischen den japanischen Studierenden und den deutschen Schüler/innen auf Japanisch statt. Das Japanisch der Schüler/innen bestand nur aus Grundkenntnissen, aber durch die Unterstützung unserer Studierenden kam es zu interessanten Gesprächen und einem tieferen Verständnis der jeweils anderen Kultur. Nach anfänglicher Schüchternheit auf beiden Seiten wurden viele gemeinsame Interessen, wie zum Beispiel Anime oder Fußball, entdeckt und auch Hoffnungen an die Zukunft geteilt.

Schulsystem

Ein Vortrag über das deutsche Schulsystem

Am letzten Tag gab es in Bezug auf den Besuch des Gymnasiums noch einen Vortrag über das deutsche Schulsystem von unserer Masterstudentin Michelle Speelmann. Hierzu wurden überraschend viele Fragen der japanischen Studierenden geklärt, denen das System von Hauptschule, Realschule und Gymnasium nicht bekannt war. In Japan gibt es zwar auch ein vergleichbares System von Grund-, Mittel- und Oberschule, aber die Bildungsinhalte und Niveaus werden zwischen den jeweiligen Schulen nicht so stark differenziert. Welches der beiden Schulsysteme nun besser ist konnte natürlich nicht geklärt werden, da bei beiden Vor- und Nachteile festzustellen sind, aber die Teilnehmenden konnten durch die Diskussion sicherlich Erkenntnisse zur zukünftigen Verbesserung beider Systeme gewinnen.

Nach dieser aufschlussreichen Diskussion gab es einen Rundgang an der Heinrich-Heine-Universität. Auf den ersten Blick waren die Studierenden der Waseda Universität von der Modernisierung unserer Uni überrascht. Einige unserer Gebäude sind recht alt, andere hingegen wurden erst kürzlich renoviert, was besonders interessant für die Architekturstudierenden war. Zum Mittagessen ging es in die Mensa, wo unsere Besucher nicht nur von der großen Auswahl, sondern auch dem Preis-Leistungs-Verhältnis begeistert waren.

Letzter Punkt der Tagesordnung war die Zusammenfassung unserer Eindrücke und eine Abschlussdiskussion. Hierzu wurden vier Gruppen aus deutschen und japanischen Studierenden gebildet, die zunächst unter sich berieten und ihre Ergebnisse dann für alle vortrugen. Obwohl bereits in den Tagen davor viel diskutiert und erfragt wurde, kam es hier nochmals zu ganz neuen Denkansätzen und Einsichten. Da wir uns zum Beispiel in dem Pflegeheim aufgrund der hohen Teilnehmerzahl in zwei Gruppen aufteilten, kam es in den jeweiligen Gruppen zu anderen Gesprächsthemen und Fragen, welche wiederum zu ganz anderen Erkenntnissen führten.

Gruppenarbeit am letzten Tag

Gruppenarbeit am letzten Tag

Es kam somit zu einer angeregten Diskussion über die Unterschiede der Wohlfahrtseinrichtungen Deutschlands und Japans. Die japanischen Studierenden waren von den deutschen Einrichtungen beeindruckt. Hierbei ist jedoch anzumerken, dass wir Einrichtungen eines sehr hohen Niveaus besucht haben, was leider nicht repräsentativ für alle deutschen Einrichtungen ist. Zudem ist die Diakonie ein Wohlfahrtsverband, der sich über 100 Jahre entwickelt und stets verbessert hat. Wir sind somit zu dem Schluss gekommen, dass eine Verbesserung des Systems viel Zeit und Kraft benötigt. Genau deswegen sind Projekte wie dieses wichtig, um sich gegenseitig auszutauschen und voneinander zu lernen. Deutschland betont, so stellten wir fest, eher die Freiheit des Individuums und Japan eher die Sicherheit – und es geht nicht darum zu sagen, welches System nun besser ist, sondern viel mehr darum, die jeweiligen Stärken und Schwächen zu verstehen uns sich gemeinsam um Verbesserungen zu bemühen.

Jennifer Gonsior