Dieter Birnbacher (Philosophie)
Sprachkritische
Philosophie in Tradition und Gegenwart (Hauptseminar, 2-stündig)
Di.
9-11
Raum: U1.69 (Geb. 23.21)
Reflexion auf die eigenen sprachlichen Mittel ist ein Wesenszug jeder kritischen Philosophie. Die Besonderheit einer "sprachkritischen Philosophie" liegt in dem Misstrauen, die sie der Sprache gegenüber hegt und ihrer besondere Aufmerksamkeit für die Verführbarkeit des Denkens durch die Sprache. "Sprachkritik" ist dann weniger Kritik der Sprache selbst als die Kritik an einem philosophischen Denken, das sich seine vermeintlichen Einsichten durch die natürlichsprachlichen Strukturen vorgeben lässt. Die Tradition einer so verstandenen sprachkritischen Philosophie reicht bis zu den Sophisten zurück. In der Philosophie der Gegenwart hat sie mit der Spätphilosophie Wittgensteins einen neuen Höhepunkt erreicht. Tradition und Gegenwart der philosophischen Sprachkritik sollen in diesem Seminar u. a. anhand von Texten von Platon, Locke, Berkeley, Lichtenberg, Nietzsche, Mauthner, Carnap, Ryle, Quine und Wittgenstein vorgestellt und (metakritisch) diskutiert werden.
Zur Einführung: Friedrich Kainz: Über die Sprachverführung des Denkens. Berlin 1972.
Manuel Bremer (Philosophie)
Das Unendliche (Hauptseminar, 2-stündig)
Di. 16-18
Raum: U1.72 (Geb. 23.21)
Wenn wir zählen 1, 2, 3, 4, ... verbinden wir mit "..." die Vorstellung, dass dieses Zählen immer so weiter gehen könnte - ins Unendliche. Haben wir damit aber einen Gegenstand "das Unendliche" oder haben wir nicht nur den Prozess des Zählens? In der Standard-Mengenlehre besagt eines der Axiome, dass es eine nicht leere Menge gibt, die zu jedem ihrer Elemente x auch die Einermenge dieses Elements, {x}, als Element enthält. Da also diese Einermenge {x} auch ein Element der Ausgangsmenge ist, muss die Einermenge, mit der ersten Einermenge als Element, {{x}}, auch Element der behaupteten Menge sein - usw. Die Menge hat unendlich viele Elemente, und das Axiom, das ihre Existenz behauptet, heißt zu Recht "Unendlichkeitsaxiom". Hier wird nicht ein Prozess behauptet, sondern das Gesamtresultat dieses Prozesses (der Einermengen-bildung) als vorliegende Menge betrachtet. Haben wir diese Menge wirklich? Gibt es genau eine unendliche Menge oder mehrere- und sind sie alle gleich groß? Diese Fragen betreffen zum einen unseren Vorbegriff vom Unendlichen, zum anderen sind sie seit Cantor mit den Grundlagen der Mathematik in der Mengenlehre verknüpft. Mit dem Begriff des Unendlichen verbinden sich eine Reihe kontraintuitiver Resultate und (scheinbarer) Paradoxien.
Im Seminar soll (in einem ersten Teil) die Entwicklung des Begriff der
Unendlichkeit von Aristoteles bis Cantor betrachtet werden.
Im Hauptteil soll
auf die Logik der Unendlichkeit und entsprechende Fragen der Mengenlehre und
Metalogik eingegangen werden.
Dem Seminar liegen die beiden folgenden Texte zu Grunde:
Moore, A.W. The
Infinite. London, 2.Aufl. 1993.
Lavine, S. Understanding the Infinite.
Cambridge/MA, 2.Aufl. 1998.
Beide Bücher sind in der UB vorhanden.
Cohnitz/Bagusche/Naumann/Wille (Philosophie, Allg. Sprachwiss.)
Carnap,
Tarski, Popper und die Wahrheit (Hauptseminar, 2-stündig)
Di. 14-16
Raum
02.27 (Geb. 23.21)
In den frühen 30er Jahren stellte der polnische Logiker und Philosoph Alfred Tarski eine Explikation von "Wahrheit" vor, die die früheren Konventionalisten Carnap und Popper von ihrem Wahrheitsskeptizismus abbrachte:
In dem von uns skizzierten Aufbau der Erkenntnislogik [i.e. Die Logik der Forschung] können wir auf den Gebrauch der Begriffe "wahr" und "falsch" verzichten. [Fußnote hierzu in späterer Auflage:] Kurz nachdem ich dies geschrieben hatte, hatte ich das Glück, Alfred Tarski zu begegnen, der mir die Grundgedanken seiner Wahrheitstheorie erklärte. [...] Dank Tarskis Lehre verwende ich die Ausdrücke "Wahrheit" und "Falschheit" nunmehr ohne Zögern. Popper 1994, 219
Carnap used to tell his students a story about the first time Tarski explained to him his ideas on truth. They were at a coffeehouse, and Carnap challenged Tarski to explain how truth was defined for an empirical sentence such as 'This table is black.'. Tarski answered that 'This table is black.' is true iff this table is black; and then, Carnap explained, "the scales fell from my eyes." Coffa 1991, 304.
Wie Coffa im Anschluss an obiges Zitat schon treffend bemerkte, handelt es sich in beiden Fällen - oberflächlich betrachtet - um eine außergewöhnlich alberne Reaktion auf eine ebenso außergewöhnlich triviale Erkenntnis.
In diesem Seminar wollen wir zu klären versuchen, wie diese Bemerkungen von Carnap und Popper (aber auch Tarski) zu verstehen sind. Welche Probleme versuchten Popper und Carnap zu lösen, welches Problem versuchte Tarski zu lösen, und warum glaubten Popper und Carnap, dass Tarskis Lösung seines Problems auch eine Hilfe für ihre Probleme darstellte?
Da sich dieses Seminar also mit philosophiehistorischen Fragen beschäftigt, werden wir zum einen die historischen Quellen studieren als auch philosophiehistorische Darstellungen konsultieren. Dabei sollen insbesondere die autobiographischen Interpretationen der Rolle von Tarskis Theorie für die eigene philosophische Entwicklung durch Popper und Carnap kritisch beleuchtet werden. Wir werden versuchen, die ganze Wahrheit über dieses seltsame Kapitel der neueren Philosophiegeschichte aufzudecken.
Zur Vorbereitung empfohlen:
J. Alberto Coffa: The Semantic Tradition From Kant to Carnap. To the Vienna Station. CUP 1991.
Daniel Cohnitz/Markus Werning (Philosophie)
Die Formation und der
Wandel von Begriffen (Hauptseminar, 2-stündig)
Mo. 14-16
Raum: U1.64
(Geb. 23.21)
Das ontologische Prinzip "no entity without identity" verlangt, nur solche Entitäten in sein diskursives Universum aufzunehmen, für die es Identitätskriterien gibt. Dies sollte auch für Begriffe gelten, also diejenigen mentalen Repräsentationen, mit deren Hilfe wir die Dinge der Welt kategorisieren und die wir häufig mit Wörtern der Sprache ausdrücken können. Wenn wir voraussetzen, daß Begriffe keine platonischen Entitäten sind, sondern Dinge, die einen Anfang und ein Ende haben können, stellt sich zunächst die Frage, wann und unter welchen Bedingungen sich in einem Subjekt ein Begriff formiert. Geht die Bildung von Begriffen auf angeborene Muster, kulturell erlernte Dispositionen oder neuronale Selbstorganisationsprozesse zurück?
Wenn wir annehmen, daß viele lexikalische Begriffe nicht atomar sind, sondern aus begrifflichen Komponenten bestehen, läßt sich weiterhin fragen, ob Begriffe sich wie die meisten anderen Dinge der Natur verändern können. Dies führt uns auf die Frage nach den Bedingungen ihrer transtemporalen Identität. Aus der Wissenschafts- und Sprachgeschichte sind viele Fälle bekannt, in denen sich die von den Sprechern akzeptierte Extension eines Wortes ändert. Gehen wir davon aus, daß die Bedeutung eines Wortes, will sagen, der von ihm ausgedrückte Begriff, seine Extension bestimmt, ergeben sich zwei konkurrierende Hypothesen über den Begriffswandel:
Hypothese 1
Die Bedeutung eines Wortes hat
sich verändert: D.h., der von dem Wort zu verschiedenen Zeiten ausgedrückte
Begriff hat sich zwar qualitativ verändert, nichtsdestotrotz handelt es sich
numerisch um denselben Begriff.
Hypothese 2
Ein Wort hat
seine Bedeutung geändert: D.h., das Wort drückt zu verschiedenen Zeiten nicht
nur qualitativ verschiedene, sondern auch numerisch nicht-identische Begriffe
aus.
Im Seminar soll versucht werden, Theorien zu Fragen der Identität, wie sie in der philosophischen Ontologie entwickelt wurden, auf Probleme der Semantik zu übertragen und den geschilderten Problemen so auf den Leib zu rücken.
Diskutiert werden soll außerdem die Rolle des Begriffswandels für den Fortschritt wissenschaftlicher Theorien und das Lösen philosophischer Probleme wie etwa das Leib-Seele Problem.
Das Seminar wendet sich nicht nur an Studierende der Philosophie, sondern auch an Studierende der Sprach- und Literaturwissenschaft, Psychologie, Computerwissenschaft und Neurowissenschaft. Das Seminar im Aufbaumodul des BA-Studiengangs wird als Hauptseminar im Magister- und Staatsexamensstudiengang anerkannt.
Textgrundlage bilden u. a.:
Chalmers, David: The Foundations of Two-Dimensional Semantics. http://www.u.arizona.edu/~chalmers/papers/foundations.html
Perry, John: The Two Faces of Identity. In: John Perry: Identity, Personal Identity, and the Self. Hacket 2002, 64-83.
Fodor, Jerry: Innateness and Ontology, Part I & II. In: Jerry Fodor: Concepts. Where Cognitive Science Went Wrong. OUP 1998, 120-165.
Christoph Kann (Philosophie)
Logik und Semantik im Mittelalter
(Hauptseminar, 2-stündig)
Fr. 9-11
Raum:
Scheinprobleme der Philosophie wurden nicht erst im 20. Jahrhundert (Carnap) diagnostiziert. In eigener Weise erkannten die analytisch orientierten Philosophen des Mittelalters, daß zahlreiche Probleme in Philosophie und Theologie, in den Wissenschaften und in der Lebenspraxis auftreten, weil sprachliche Ausdrücke falsch gebraucht oder verstanden werden. So begegnet im 14. Jahrhundert u.a. bei Wilhelm von Ockham Philosophie als radikale Sprachkritik. Ausgehend von der Logik, die nach mittelalterlicher Auffassung wahres Reden (vere loqui) lehrt, gelangt Ockham zur einer Metaphysik-Kritik, die überhaupt erst den Weg zu einer wissenschaftlichen Philosophie ebnet. Das Seminar soll sich ausgehend von Ockham und anderen Autoren des 13. und 14. Jahrhunderts mit den mittelalterlichen Lehren der Bezeichnungsfunktion (Signifikation) und der kontextuellen Referenz (Supposition) von Sprachzeichen sowie darauf beruhenden erkenntnis- und wissenschaftstheoretischen Fragestellungen beschäftigen.
Text: Wilhelm von Ockham, Texte zur Theorie der Erkenntnis und der Wissenschaft, Stuttgart 1984,(Reclam 8239)
Literatur: Jan Pinborg, Logik und Semantik im Mittelalter. Ein Überblick, Stuttgart-Bad Cannstatt 1972
James Kilbury (Allg.
Sprachwiss./Computerlinguistik)
Maschinelle Übersetzung (Proseminar,
2-stündig)
[anrechenbar: Allg. Sprachwiss., Infowiss.]
Mo. 14-16
Raum: U1.72 (Geb. 23.21)
Teilgebiet: Bereich 6 = Computerlinguistik
Teilnehmerkreis: Der
vorherige Besuch des Grundkurses oder einer anderen Einführung in die Linguistik
wird dringend empfohlen. Computerlinguistische Vorkenntnisse sind wünschenswert
aber werden nicht
vorausgesetzt. Anerkennbar für
alle geplanten B.A.-Linguistik Studiengänge (Linguistik integriert und
Ergänzungsfach, Sprache und Information), 2. Studienjahr.
Inhalt/Seminarplan: Die Veranstaltung bietet einen
Überblick über die Maschinelle Übersetzung (MÜ), d.h. über die Übersetzung
natürlicher Sprachen in andere natürliche Sprachen durch Computersysteme.
Dieses Gebiet nimmt eine Sonderstellung in der Computerlinguistik ein, da es
eine der frühesten Anwendungen des Computers darstellt und zugleich einer der
denkbar schwierigsten Aufgaben gewidmet ist.
Aus linguistischer Sicht ist die
MÜ von besonderem Interesse, weil sie eine Vielzahl von Problemen (z.B.
lexikalische Wahl, lexikalische und strukturelle Mehrdeutigkeit, obligatorische
Kategorien) auf unterschiedlichen Ebenen berührt. Aus praktischer Sicht ist ihre
zunehmende Rolle in der Informationstechnologie von überragender Bedeutung. In
der Vorlesung werden diese und eine breite Auswahl anderer Aspekte der MÜ
behandelt.
Folgeveranstaltungen: zur Zeit keine vorgesehen
Leistungsnachweis: Bei Fertigung einer schriftlichen Arbeit kann der Leistungsnachweis für ein thematisches
Proseminar erworben werden.
Empfohlene Literatur: D.Jurafsky & J. H. Martin, Speech and
Language Processing, Ch. 21: Machine Translation. 2000
[Lehrbuchsammlung]; D. Arnold et
al., Machine Translation: An Introductory Guide. 1994.
James Kilbury (Allg.
Sprachwiss./Computerlinguistik)
Repräsentation lexikalischen Wissens (Proseminar + Übung,
jeweils 2-stündig)
[anrechenbar: Allg. Sprachwiss., Infowiss.]
Di. 11-12:30 (PS)
Do. 14-16 (ÜB)
Raum: 04.87 (Geb. 23.21)
Teilgebiet: Bereich 6 =
Computerlinguistik
Teilnehmerkreis: Studierende im Grundstudium
Allgemeine Sprachwissenschaft (Magister) oder im Grundstudium Linguistik (B.A.),
die die Einführung in die Computerlinguistik bereits besucht haben. Anerkennbar
für die geplanten B.A.-Linguistik-Studiengänge Linguistik integriert
und Sprache und Information.
Inhalt/Seminarplan: DATR, die an der
University of Sussex von Gerald Gazdar und Roger Evans entwickelt wurde, ist
eine deklarative Sprache für die Repräsentation einer eingeschränkten Klasse von
semantischen Netzen. Der Vererbungsmechanismus von DATR erfasst hierarchische
Beziehungen zwischen Begriffen, während die Behandlung von Defaults die
Repräsentation von Ausnahmen zu Standardannahmen ermöglicht.
DATR ist
speziell für die Repräsentation lexikalischen Wissens entwickelt worden. Nach
einer Einführung in die Grundbegriffe von DATR, in der ihre Motivation auch
erläutert wird, wird ihre Anwendung auf die Repräsentation lexikalischen Wissens
im Mittelpunkt der Veranstaltung stehen. Neben der deutschen Flexionsmorphologie
werden andere Anwendungsgebiete als Beispiele angeführt. In der Übung zur
Vorlesung soll der theoretische Stoff durch praktische Übungsaufgaben am Rechner
ergänzt werden. Keine Vorkenntnisse in der Computerprogrammierung sind
erforderlich.
Folgeveranstaltungen: Die Veranstaltung schafft die
fachlichen Voraussetzungen für die Teilnahme an computerlinguistischen
Hauptseminaren über lexikalische
Repräsentation.
Leistungsnachweis und Zuordnung des Scheins zur
Prüfungsordnung: Magister ASW
"Leistungsnachweis" und B.A.Linguistik: "Beteilungsnachweis": regelmäßige
Teilnahme an Kurs und Übung, Abschlußklausur.
Zu dem Kurs kann im
Magisterstudiengang die Zwischenprüfung abgelegt werden, falls Sie die
notwendigen Scheine (Leistungsnachweise) in anderen Veranstaltungen erworben
haben.
Jochen Lechner (Philosophie)
Logik II (Proseminar, 4-stündig)
Mo. 11-13
Fr. 11-13
Raum: 00.84 (Geb. 23.21)
Dieses Seminar ist eine Fortsetzung des PS Logik I vom Wintersemester. Im ersten Teil des Seminars wird der Kalkül des natürlichen Schließens weiter ausgebaut. Behandelt werden Relationen, mehrfache Quantifikationen, Identitätsaussagen und Kennzeichnungen. Im zweiten Teil des Seminars geht es um grundlegende Beweistechniken in der Metalogik.
Wer an dem PS Logik I nicht teilgenommen hat, sollte sich anhand der Seminarunterlagen (http://www.phil-fak.uni-duesseldorf.de/logik/seminar/seminar.html) in den Semesterferien mit dem Kalkül des natürlichen Schließens vertraut machen.
Jochen Lechner (Philosophie)
Theorie und Praxis des Argumentierens
(Proseminar, 2-stündig)
[anrechenbar: Infowiss., Philosophie]
Do.
18-20
Raum: U1.85 (Geb. 23.21)
In diesem Seminar, das im WS fortgesetzt wird, wollen wir uns nicht in erster Linie mit dem philosophischen, sondern mit dem alltäglichen Argumentieren befassen. Argumente waren auch schon der Gegenstand des Seminars Logik I. In der Logik untersuchen wir Argumente auf ihre deduktive Gültigkeit. Dazu genügt es, Argumente als eine Folge von Sätzen zu betrachten. Wer diese Sätze äußert, in welchem Kontext, mit welcher Zielsetzung, gegenüber welchem Gesprächspartner, all diese Fragen spielten im Logikseminar keine Rolle. Genau diese Fragen sollen jetzt im Mittelpunkt unseres Interesses stehen. Im theoretischen Teil des Seminars wollen wir eine Klassifikation von Argumenttypen erarbeiten. Im praktischen Teil wollen wir dieses Instrumentarium dann nutzen, um Argumentationen, wie sie z.B. in Zeitungsartikeln vorkommen, zu analysieren. - Logikkenntnisse sind für dieses Seminar von Vorteil, stellen aber keine Voraussetzung für eine erfolgreiche Teilnahme dar.
Basistext: Douglas N. Walton, Informal Logic. A Handbook for Critical Argumentation, Cambridge University Press 1989.
Das Buch ist bei amazon.de für 22,69 Euro gelistet. Weitere evtl. auch deutschsprachige Texte werden zu Beginn des Seminars angegeben.
Lothar Ridder/Martin Schäfer (Philosophie)
Russells
Philosophie des logischen Atomismus (Proseminar, 2-stündig)
Di. 16-18
Raum:
02.81 (Geb. 23.02)
Bertrand Russell gehört zweifellos zu den wichtigsten Philosophen des zwanzigsten Jahrhunderts. Die Theorien, die er als Antwort auf verschiedene Fragestellungen entwickelt hat, bestimmen auch heute noch maßgeblich Diskussionen in der Sprachphilosophie, der Philosophie des Geistes und der Metaphysik. Als Ergebnis seiner Bemühungen galt Russell lange Zeit die Position des Logischen Atomismus. Der logische Atomismus ist eine Theorie über die fundamentale Struktur der Realität, der zufolge alles Erfahrbare in sog. logische Atome zerlegt werden kann. In seinem Buch Philosophie des Logischen Atomismus, das auf Vorlesungen aus den Jahren 1917-18 basiert, führt Russell auf verständliche und anschauliche Weise in seine Version dieser einflussreichen Theorie ein. Russell erläutert einleitend, was er unter Einzeldingen, Eigenschaften und Tatsachen versteht und wie man über sie sprechen kann. Er entwickelt dann eine dazu passende Erkenntnistheorie. Dabei geht er von der empiristischen These aus, Erkenntnis gebe es zunächst nur von dem, was in der Erfahrung gegeben ist. Was aber ist in der Erfahrung gegeben? Durch eine konsequente Analyse gelangt Russell hier nun zu der erstaunlichen Ansicht, dass es auf jeden Fall nicht die uns vertrauten Alltagsdinge wie Tische, Wachs oder Personen sind - hierbei handelt es sich nach Russell lediglich um logische Konstruktionen -, sondern nur ein spärliches Destillat von sinnlichem Material, die sog. Sinnesdaten. Dieses reicht aber leider nicht aus, um die Ansprüche der alltäglichen Erfahrung einzuholen, so dass schließlich nur eine radikale Revision unserer Sicht von der Welt und unserer Erfahrung von ihr übrig bleibt.
Im Seminar soll Russells Gedankengang textnah rekonstruiert und einer kritischen Bewertung unterzogen werden Da Russell in seinem Buch seine Terminologie von Grund auf erklärt und seine Theorien behutsam entwickelt, eignet sich das Seminar sehr gut für AnfängerInnen. Aber auch fortgeschrittene Studierende, die schon immer einmal wissen wollten, warum sie sich im Grundstudium mit Logik herumplagen mussten, sind herzlich willkommen. Russell, Bertrand, "Philosophie des logischen Atomismus", in: Bertrand Russell: Die Philosophie des Logischen Atomismus, ausgewählt, übersetzt und eingeleitet von J. Sinnreich, München, Nymphenburger Verlagsbuchhandlung, 1976.
Christoph Rumpf (Allg. Sprachwiss./Computerlinguistik)
Informationsextraktion
(Proseminar und Übung, jeweils 2-stündig)
[anrechenbar: Allg. Sprachwiss., Infowiss.]
Mi. 14-16
Do.
16-18
Raum 04.87 (Geb. 23.21)
Teilgebiet: Computerlinguistik, Informationswissenschaft
Teilnehmerkreis: StudentInnen mit Grundkenntnissen in Linguistik oder Informationsverarbeitung. Anerkennbar für alle geplanten B.A.-Linguistik-Studiengänge (Linguistik integriert und Ergänzungsfach, Sprache und Information)
Inhalt/Seminarplan:Bei der Informationsextraktion geht es um die automatische Extraktion von Information aus Volltexten. Die Anwendungen reichen von der Unterstützung von Internet-Suchmaschienen bis hin zum automatischen Aufbau von Fachdatenbanken. Die Methoden reichen von der natürlichsprachlichen Analyse (z.B. mittels Shallow-Parsing) über automatische Termerkennung bis zu automatischen Lernverfahren. Komplexe Informationsstrukturen können mit sogenannten Frames repräsentiert werden. In der Veranstaltung werden wir uns verschiedene Anwendungen und Methoden für verschiendene Anwendungsdomänen ansehen. So ist man heute z.B. in der Mikrobiologie auf automatische Methoden bei der Dokumentsuche angewiesen, um die Flut der Publikationen bewältigen zu können. Am unteren Ende der Schwierigkeitsskala steht dabei das bloße Auffinden von Dokumenten, die bestimmten Informationsmustern (Frames) entsprechen, während man am oberen Ende das automatische Verstehen von Texten zum Ziel hat - künstliche Intelligenz.
Leistungsnachweis: Referat
Empfohlene Literatur: Wird zu Beginn der Veranstaltung bekanntgegeben.
Online-Material: http://asw-i8.phil-fak.uni-duesseldorf.de/~rumpf/SS2003/Informationsextraktion/index_ie.htm
Christof Rumpf (Allg.Sprachwiss./Computerlinguistik)
Aufbaukurs Prolog (Proseminar und Übung, jeweils 2-stündig)
[anrechenbar: Allg. Sprachwiss., Infowiss.]
Di 14-16 (PS)
Mi 14-16 (ÜB)
Raum: 04.87 (Geb. 23.21)
Leistungsnachweis: Regelmäßige Teilnahme und Bearbeitung der
Übungen.
Empfohlene Literatur:
Online-Material: http://asw-i8.phil-fak.uni-duesseldorf.de/~rumpf/SS2003/Prolog/index_prolog.htm
Gerhard Schurz (Philosophie)
Einführung
in die Modallogik (Proseminar, 2-stündig)
Mi. 11-13
Raum: U1.83 (Geb. 23.21)
Dieses Proseminar bietet eine Einführung in die Modallogik. Vorausgesetzt werden nur Kenntnisse des Logik I Proseminars. Die Vorlesung geht nach einem Skriptum vor und orientiert sich an der unten angeführten Literatur. Nach einer Einführung in die semantischen und axiomatischen Grundprinzipien der verallgemeinerten Modallogik werden wir den Schwerpunkt voralledem auf interessante philosophische Anwendungen legen - wie z.B. Anwendungen auf die deontische oder epistemische Logik.
Literatur:
Chellas, B.F. (1980). Modal logic. Cambridge: Cambridge Univ.
Press.
Gabbay, D. & Guenthner, F. (Eds.) (1984). Handbook of
philosophical logic. Vol. II: Extensions of classical logic. Dordrecht:
Reidel.
Hughes, G.E. & Cresswell, M.J. (1984). A companion to modal
logic, London and New York: Methuen.
Hughes, G. E.;& Cresswell, M. J.
(1966): A new introduction to modal logic, London: Routledge.
Wolfgang Stock (Informationswissenschaft)
Information Retrieval
(Vorlesung, 2-stündig)
Fr. 11-13
Raum: 3D (Geb. 23.01)
Die Vorlesung behandelt Systeme, Werkzeuge und Strategien des Suchens und Findens von Informationen in digitalen Umgebungen. Vorgestellt werden die theoretischen Grundlagen von Booleschen Systemen sowie von Systemen mit natürlichsprachigen Oberflächen. Informationslinguistik und Informationsstatistik werden als tragende Methoden automatischen Indexierens beschrieben. Am Beispiel von Suchwerkzeugen im Internet lernen wir Ansätze kennen, automatische Indexierung praktisch einzusetzen. Ins Blickfeld kommen Suchmaschinen mit linguistischer Basis (am Beispiel von AltaVista), solche mit einer Fundierung in der Verlinkung von Websites (Google), automatisch klassierende Systeme (Northern Light), Webkataloge (Yahoo! und Open Directory), Portale sowie Meta-Suchmaschinen (Ixquick und Kart00). Nach der Behandlung des Retrieval im "Oberflächenweb" wenden wir uns dem "Deep Web" zu, also Datenbanken, die via Web erreicht werden, deren Inhalte aber nicht bei Suchwerkzeugen gespeichert sind. Im Deep Web liegen kostenlose Datenbanken genauso wie die großen Systeme der kommerziellen Informationsanbieter. Hier strukturieren wir nach Informationstypen in Recherchen nach Wissenschaftsinformationen, News, Rechtsinformationen und Wirtschaftsinformationen.
Voraussetzung (wünschenswert): Besuch der Vorl. "Wissensorganisation" im letzten Semester
Anrechenbar: B.A.-Ergänzungsfach: Basismodul; Mag.-Nebenfach: Grundstudium
Parallel zur Vorlesung findet das Proseminar "Information Retrieval" statt, das praktisches Können im Umgang mit Retrievalsystemen vermittelt.
Literatur: Eleonore Poetzsch: Information Retrieval. Einführung in Grundlagen und Methoden. - Potsdam: Verl. für Berlin-Brandenburg, 3. Aufl., 2003. - Wolfgang G. Stock: Informationswirtschaft. Management externen Wissens. - München; Wien: Oldenbourg, 2000.
Wolfgang Stock (Informationswissenschaft)
Wissenschaftskommunikation
(Hauptseminar, 2-stündig)
Mi. 14-16
Raum: 04.87 (Geb. 23.21)
Welche Einrichtungen der Wissenschaft sind in welchen Regionen erfolgreich? Welche Fächer erzielen großen Einfluss? Trägt Wissenschaft (oder trägt ein bestimmtes Fach) zum ökonomischen Erfolg einer Region bei? Im Seminar werden wir szientometrische Kennwerte mit ökonomischen Kennwerten vergleichen. Szientometrisch erfassen wir wissenschaftliche Leistungen durch Publikationsraten und wissenschaftlichen Einfluss durch Zitationsraten, jeweils für wissenschaftliche Artikel (Grundlagenforschung) und für Patente (technische Entwicklung). Zentrale Datenbasen sind die Zitationsdatenbanken des Institute for Scientific Information sowie Patentdatenbanken wie DepatisNet. Je nach Teilnehmerzahl werden unterschiedlich viele Regionen analysiert (auf jedem Fall Düsseldorf vs. Köln).
Das Hauptseminar hat Forschungscharakter, d.h. wir werden keine Literatur besprechen, sondern empirisch arbeiten und selbst eine Studie erstellen, die - wenn sie gut ausfällt - publiziert werden sollte.
Literaturhinweis (als Anregung):Christian Wichmann Matthiessen; Annette Winkel Schwarz: Scientific Centres in Europe: An Analysis of Research Strength and Patterns of Specialisation Based on Bibliometric Indicators. - In: Urban Studies 36 (1999; 453-477.
Voraussetzungen: Interesse an empirischer Forschung, Bereitschaft zu Teamarbeit. Da die Forschungsarbeiten im laufenden Semester stattfinden und das Ergebnis Ende Juli vorliegen muss, sollte man von einer zusätzlichen Arbeitsbelastung von mindestens 3 Stunden pro Woche ausgehen.
Die Veranstaltung richtet sich vor allem an Studierende im Hauptstudium (Mag.) bzw. in den Aufbaumodulen (B.A.).
Teilnehmerzahl: max. 25 (Listen stehen ab 7. April auf unserer Homepage zum Eintrag bereit)
Markus Werning/Daniel Cohnitz (Philosophie)
Hodges: The Composition
of Meaning (Kompaktseminar)
29. Juli - 1. August
Wir freuen uns, Professor Wilfrid Hodges von der School of Mathematical Sciences
des Queen Mary College der University of London als Gastdozenten des ersten
Düsseldorfer Kompaktseminars zu Philosophie und Kognitionswissenschaft gewonnen
zu haben.
Professor Hodges ist ein international renommierter Philosoph
und Mathematiker, der vor allem auf den Gebieten Sprachphilosophie, Logik und
mathematische Algebra forscht und lehrt. Er gehört zu den besten Kennern der
Kompositionalitätsthematik und hat in jüngster Zeit einige der wichtigsten
Aufsätze zu diesem Thema verfaßt. Die Frage, wie sich primitive sprachliche
Bedeutungen, aber auch mentale Gehalte zu komplexen Bedeutungen bzw. Gehalten
kombinieren lassen, hat sich in letzter Zeit zu einer Schlüsselfrage der
Sprachphilosophie, aber auch anderer an Sprachverstehen orientierten
Wissenschaften entwickelt.
Der Kompaktkurs soll es Studierenden, aber auch Wissenschaftlern aus der Philosophie, der Allgemeinen Sprachwissenschaft, der Sprachwissenschaften der Einzelsprachen sowie der Computerlinguistik und Mathematik ermöglichen, von Hodges' Expertise auf diesem Gebiet zu profitieren. Einzelheiten werden noch bekanntgegeben.