Historische Wohnorte von bekannten Frauen der Düsseldorfer Kulturszene


Karla Lehr


Selbstbildnis", 1902

Zu Lebzeiten wurde sie als eine meisterhafte Porträtistin wertgeschätzt, deren Liebe zum Subjekt nicht nur der naturalistischen Darstellung prominenter Persönlichkeiten gilt, sondern sich mit gleicher Hingabe eben auch der Charakterisierung des "kleinen Mannes" - einfacher Arbeiter und Handwerker - widmete.
Am 29. August 1877 wird sie als Tochter des Hauptmanns Oscar Lehr in Celle bei Hannover geboren. Mit 11 Jahren verliert sie ihr Gehör durch eine Diphtherie- und Scharlacherkrankung, wodurch eine angestrebte musikalische Karriere vereitelt wird. Ihr Vater ermöglicht ihr statt dessen das Kunststudium. In Kassel lernt sie zunächst bei Carl Wünneberg und Ignaz Hellner, im Jahre 1900 wechselt sie schließlich an die Kunstakademie München. Hier entstehen bereits bedeutende Arbeiten - Porträtstudien, Stilleben und Landschaftsgemälde. Einen Heiratsantrag ihres Malerkollegen Reinhold Grundlach schlägt sie schweren Herzens aus, da die Eltern ihr aufgrund einer gesundheitlichen Schwäche prinzipiell von einer Ehe abraten.
1920 zieht Karla zu ihrem Bruder und späteren Oberbürgermeister Robert Lehr nach Düsseldorf, und bewohnt mit ihm das Haus auf der Lindemannstraße 20. Später nimmt sie Quartier in Grafenberg, wo sie sich ein eigenes Atelier einrichtet. Sie wird Mitglied im Düsseldorfer Künstlerinnenverein und unterhält inspirierende Freundschaften u.a. zur expressionistischen Künstlerin Gabriele Münster, aber auch zum Ehepaar Hella und Karl Röttger, das sie wiederholt porträtiert. Während des 2. Weltkriegs wird München ihre neue Wahlheimat, wo sie 1958 bei einem Autounfall stirbt. In den 70er Jahren erwirbt das Düsseldorfer Heinrich-Heine-Institut den literarischen Nachlass der Künstlerin, die sich während ihres virtuosen Lebens nicht nur dem Malen und Zeichnen, sondern auch dem Verfassen von Gedichten und Prosastücken verschrieben hat.

Text: Annette Natanielz

(Quelle: Dem Vergessen entgegen. Frauen in der Geistesgeschichte Düsseldorfs. Lebensbilder und Chroniken. Dokumentation einer Ausstellung des Frauen-Kultur-Archivs. Neuss 1989)


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