FFF

Sprecher

Prof. Dr. Sebastian Löbner (Allgemeine Sprachwissenschaft)

Ausführliche Beschreibung

Zu einer ausführlichen, allgemeinverständlichen Beschreibung der Forschergruppe ist ein Artikel in dem Jahrbuch 2004 der Heinrich-Heine-Universität erschienen.

Über die Forschergruppe

Die Forschergruppe untersucht sog. Funktionalbegriffe und ihren Zusammenhang mit einem bestimmten sehr allgemeinen Beschreibungsformat, den Frames der kognitiven Psychologie (Lawrence Barsalou). Funktionalbegriffe (FB) beschreiben ihren Gegenstand als etwas, das zu einem Bezugsobjekt nur einmal gegeben ist, z.B. seine "Länge", seine "Bedeutung", seine "Mutter", sein "Kopf". Indem FB ihren Gegenstand relativ zu einem Bezugsobjekt definieren, sind sie relational, indem sie pro Bezugsobjekt nur auf einen Gegenstand zutreffen können, sind sie inhärent eindeutig. Diese Besonderheiten schlagen sich in der Grammatik nieder: sie werden wegen ihrer Relationalität meistens in einer Possessivkonstruktion verwendet ("seine Länge", "die Länge des Aufsatzes") und wegen ihrer inhärenten Eindeutigkeit mit bestimmtem Artikel. FB erlauben punktuell eine präzise Beschreibung ihres Bezugsobjekts, die einen einzelnen Aspekt herausgreift. Sie sind eine relativ junge Errungenschaft der Sprache, die unter anderem mit dem Vormarsch der Wissenschaften zusammenhängt. Die linguistischen Teilprojekte A1, A2, A3, A4, A5 suchen nach Kriterien zur Erkennung dieses Begriffstyps und untersuchen die grammatischen, semantischen und kontextuellen Eigenschaften von FB sprachvergleichend und historisch.
 
Barsalou betrachtet Frames als universales Beschreibungsformat, in dem unsere kognitiven Konzepte angelegt sind. Frames beschreiben ihren Gegenstand anhand eines Bündels von Attributen wie "Form", "Funktion", "Größe" etc., für die ein mehr oder weniger spezifischer Wert angegeben ist. Die Wahl der Attribute und die Festlegung ihrer Werte ergibt eine Beschreibung, strukturell vergleichbar etwa mit der Personenbeschreibung in einem Reisepass. Alle kognitiven Kategorien, so Barsalou, und alle uns bekannten individuellen Objekte sind in unserem Kopf auf diese Weise durch Frames beschrieben.
 
Die Attribute in Frames sind vom Begriffstyp her Funktionalbegriffe. So gesehen erfolgt jede mentale Beschreibung anhand eines geeigneten Sets von FB (wobei davon ausgegangen werrden muss, dass wir für längst nicht alle Attribute in unseren Frames sprachliche Begriffe besitzen). Umgekehrt treten in der Sprache in Form von FB unmittelbar die Komponenten unserer allgemeinen Begriffsbildung zu Tage.
 
Die philosophischen und wissenschaftstheoretischen Teilprojekte untersuchen die formalen Eigenschaften von Frames (B1), ihre neuronalen Grundlagen (B2), die Rolle von Frames in der Entwicklung von Wissenschaften (B5, anhand der Medizin) und die Entwicklung der Theorie der Begriffe in der Geschichte der Metaphysik (B3).

Start August 2005
Geplante Dauer 6 Jahre
Umfang 9 Projekte aus der Allgemeinen Linguistik, Computerlinguistik, Romanistischen Linguistik, Philosophie, Kognitionswissenschaft und Geschichte der Medizin
Untersuchte Sprachen Deutsch, Englisch, Französisch, Koreanisch (dazu in assoziierten Projekten: Georgisch, Indonesisch, Vietnamesisch)
Untersuchte Wissenschaftsbereiche Medizin, Philosophie, Sprachwissenschaft
DFG Gesamtantrag Download (PDF)